Paul N. Siegel

 

Die Demütigen und die Militanten

 

Teil II: Die gesellschaftlichen Wurzeln der Hauptreligionen des Westens

 

Kapitel 7
Religion in den Vereinigten Staaten

 

Die Puritaner und die Eroberung der Indianer

Die Puritaner, die sich in New England niederließen, waren davon überzeugt, daß sie das gelobte Volk waren, mit dem Gott einen Pakt gemacht hatte. Sie sollten in Amerika ein „Neues Israel“ aufbauen, um ihn zu verehren, und er sollte ihnen dabei helfen, dieses heilige Werk zu erringen. Ihr Glaube an sich gab ihnen die Stärke dafür, eine neue Zivilisation in der Neuen Welt aufzubauen. Es verlieh ihnen auch einen Sinn Gerechtigkeit, als die die Einheimischen dieser Neuen Welt töteten, wie die Israeliten die Einwohner Kanaans auf Befehl Jehovas töteten. Dieser Sinn der Gerechtigkeit ist deutlich in der Darstellung, die Mary Rowlandson, die Ehefrau eines Geistlichen, über ihre Gefangenschaft unter den Indianern schrieb. „Ihre merkwürdige Geschichte über ihre Gefangenschaft“, sagt Larzer Ziff, „ist am merkwürdigsten bei den vielen Details der Gefälligkeiten der Indianer ihr gegenüber, die sie berichten kann, offenbar ohne daß sie einmal in ihrer vorherrschenden Überzeugung erschüttert wird, daß sie unter einem satanischen Volk ist.“ [1]

Die Puritaner hatten damit begonnen, indem sie mit den Indianern für Pelze handelten, aber mit der fast vollständigen Ausrottung der Biberbevölkerung als Ergebnis dieses Handels, wurde die Ergreifung der indianischen Jagdreviere zur neuen bestimmenden Kraft in den Verhältnissen zwischen Puritanern und Indianern: Der fast vollständigen Ausrottung der Biber war das Vorspiel zur fast vollständigen Ausrottung der Indianer. John Winthrop, der Gouverneur von Massachusetts, argumentierte, daß, da die Indianer das Land gemeinsam hielten, seine Ergreifung kein Verstoß gegen Gottes Verbot des Stehlens des Privateigentums war. Roger Williams wurde aus Massachusetts verbannt nicht nur wegen seiner Ansichten über die Trennung von Kirche und Staat, sondern auch deswegen, weil er hielt: „Die einheimischen sind die wahren Eigentümer des Landes.“ [2] Als die Indianer vereinzelte Anschläge gegen die angreifbarsten Siedlungen auf ihrem Land durchführten, antworteten die Kolonisten mit einem völkermörderischen Krieg.

Der Krieg gegen die Pequot-Stamm im Jahre 1643 setzte die Art Krieg fest, die 80 Jahre lang von den Kolonisten in Neuengland geführt wurde, eine Art Krieg, die in anderen Kolonien wiederholt wurde und die bis ins 19. Jahrhundert weiter geführt wurde. Anders als die Pequots, die nicht dazu gewöhnt waren, sich die Ausrottung des Feindes vorzustellen, ahmten die Puritaner, die davon überzeugt waren, daß die das Werk des Herrn machten, die Israeliten in ihrem Kriegen im Alten Testament nach. [3] Als sie einen Überraschungsangriff auf das Dorf der Pequots durchführten,

laut Underhill [einem der beiden militärischen Führer der Puritaner], „brachen [die Pequots] in einem äußerst traurigen Geheul aus, so daß, wenn Gott nicht die Herzen der Männer für den Dienst nicht angepaßt hätte, es in ihnen ein Mitleid für sie gezüchtet hätte“. Aber Gott stählte die Herzen der Puritaner ... Mehr als vier Hundert Männer, Frauen und Kinder wurden getötet. Ein ganzer Stamm wurde ausgelöscht. [4]

Diese puritanische rücksichtslose Selbstgerechtigkeit hatte einen Widerhall im Spruch des 19. Jahrhunderts: „Der einzige gute Indianer ist ein toter Indianer.“

 

 

Der säkularisierte Puritanismus und die Doktrin des „sichtbaren [offenbarten] Schicksals“

Die Modifizierung des Kalvinismus der Heldenperiode der Bourgeoisie, die in England stattfand, fand auch in Neuengland statt, wo sie eigentlich vollständiger war. Edward Dowden in seinem Buch Anglikaner und Puritaner beschrieb den Abgang der englischen Bourgeoisie von den Höhen des religiösen und revolutionären Eifers, wie folgt:

Das Beste aus den beiden Welten zu machen, gehörte zur Besonnenheit, und von den beiden Welten war diejenige, worauf unsere Füße gestellt sind, mindestens die Nähere und die unserem willen Gehorsamere. Die göttliche Vorsehung soll zweifelsohne anerkannt werden, aber es ist hoch wünschenswert, die göttliche Vorsehung durch die Selbsthilfe zu ergänzen. [5]

Also bemerkte De Tocqueville in seinem Buch Demokratie in Amerika (1835):

Amerikanische Prediger beziehen sich ständig auf die Erde, und es ist nur mit sehr großer Mühe, daß sie ihre Aufmerksamkeit davon ablenken können ... Es ist oft schwierig, aus ihren Diskursen herauszufinden, ob das Hauptziel der Religion im ewigen Glück in der nächsten Welt oder im Wohlstand in dieser besteht. [6]

Der Kalvinismus der Handelsbourgeoisie von Neuengland wurde abgeschwächt, als diese Bourgeoisie eine bequem etablierte Klasse wurde. Gott wurde nicht so sehr ein überwältigender Vorgesetzter, ein angebetete, aber streng rigorose Vaterfigur, deren Art letztendlich nicht zu begreifen sei, und viel mehr eine ferne wohlwollende Erscheinung, von der man vertrauensvoll erwarten könnte, das sie denjenigen helfen würde, die sich selbst hülfen. Dieser säkularisierte Puritanismus, der den kalvinistischen selbstgefälligen Sinn behielt, daß die Amerikaner ein auserwähltes Volk sei, aber nicht sein vorrangiges Interesse an der Erlösung der Seele, wurde zur Matrize, die die unzähligen christlichen Sekten prägte, die aus Europa kamen oder in Amerika selbst entstanden.

Der Kosmische Zweck, wurde behauptet, pfiff zur Eroberung des Kontinents auf. Das war das „sichtbare [offenbarte] Schicksal“ Amerikas. Als die Vereinigten Staaten 1849 Kalifornien annektierten, nachdem sie es von Mexiko ergriffen hatte, erklärte eine Kirchenzeitung, The Home Missionary:

Gott behielt die Küste für ein Volk von Pilgersblut ... Der Spanier kam dahin hundert Jahre, bevor unsere Väter in Plymouth landeten; aber obwohl er für Schatz kam, wurde seine Augen so gehalten, daß er ihn nicht finden sollte. Aber in der Fülle der Zeit, als ein protestantisches Volk zu diesem Kontinent gebracht worden ist und zu einer Stärke durch die benötigte Übung ernährt wird, vertraut Gott seinem Besitz jene westliche Küste an. [7]

Also nachdem sie sich die benötigte Übung unterzogen hatten – zweifellos in den Kriegen gegen die Indianer –, fanden die Amerikaner in Erfüllung des Zwecks Gottes das kalifornische Gold, das die Spanier verpaßt hatten. Gott helft denjenigen, die sich selbst helfen.

Der Glaube daran, daß Amerikaner das auserwählte Volk Gottes sind, wird immer noch zum Ausdruck gebracht. So hat Ronald Reagan gesagt: „Ich habe immer daran geglaubt, daß dieses Land hier zwischen den beiden großen Ozeanen durch irgendeinen göttlichen Plan gestellt wurde. Es wurde hier gestellt, um von einem Volk einer besonderen Art gefunden zu werden ...“ [8] Offensichtlich hat diese Volk einer besonderen Art – oder vielmehr die herrschende Klasse, die falsch behauptet, in seinem Auftrag zu sprechen – das Recht, andere Nationen mit Füßen zu treten, wie die Puritaner die Indianer mit Füßen traten.

 

 

Die Amerikanische Revolution: ein Rückschlag für die Religion

Obwohl von Anfang an die Religion den amerikanischen Nationalismus unterstützte, bekam die Religion paradoxerweise einen schweren Rückschlag zur Zeit der Amerikanischen Revolution, der Geburt der Nation.

Ein Element in der Koalition, die die Amerikanische Revolution bewirkte, war die plantagenbesitzende Aristokratie des Südens, die den englischen Händlern und Bankiers tief verschuldet waren als Ergebnis davon , daß sie durch das Gesetz verpflichtet wurden, nur an England zu verkaufen, was den englischen Händlern die Oberhand bei der Preissetzung für Tabak, Reis und Indigo gab. Das andere Element in der Koalition war die Handelsbourgeoisie des Nordens, die unter der kolonialen Herrschaft gediehen hatte, aber immer über die britischen Beamten als Blutsauger ärgerten, die die ihre Kräfte mit den Plantagenbesitzern zusammentaten, nachdem die Briten, die versuchten, ihren geschwollenen Nationalschuld nach dem Krieg mit Frankreich, Steuern und Importzölle auf die Kolonien auferlegten. Die Handelsbourgeoisie, die hoffte, daß sie zu ihrer Blütezeit unter dem alten System wiederkehren könnte, war der schwankende Partner in der Koalition, der immer eifrig bemüht war, Zugeständnisse von der Krone zu akzeptieren. Aber die Dynamik der Revolution war hin zur Unabhängigkeit, die am Anfang ihre Führer nicht in Betracht gezogen hatten.

Wie bei der Englischen sowie der Französischen Revolution der Fall gewesen war, wurde die Revolution von den plebejischen Massen, den Handwerkern und den Facharbeitern, nach vorne getrieben. Diese verstanden, daß eine Revolution keine Teegesellschaft sei – außer wenn er eine Teegesellschaft wie die Bostoner Teegesellschaft sei, die ohne Rücksicht auf bürgerlichen Eigentumsvorstellungen Tee im Wert von 18.000 Pfund, der der gehaßten East India Company gehörte, in den Hafen warf.

Handwerker und Arbeiter ... bildeten sich in Gesellschaften, die als die „Söhne der Freiheit“ bekannt waren ... Die Agitation ging im Gegensatz zu der Absicht der Händler und der Rechtsanwälte weit über die Grenzen des rechts und der Ordnung hinaus ... In Wirklichkeit war das Verhalten der Facharbeiter und der Arbeiter so gesetzlos [zügellos], daß es schwierig ist, ein Bild der Szene in Tönen zu malen, die für die modernen Söhne und Töchter der Revolution gedämpft genug ist. [9]

Samuel Adams, der Organisator der Volksmassen – unterstützt von „seinen ordinären Männern“, wie man sie nannte –, half dabei, die Entschlossenheit der ängstlichen und schwankenden Händler zu stärken, die sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Mißtrauen betrachteten.

Viele der Handwerker waren äußerst fähige Fachmänner, die mit Ärzten, Naturwissenschaftlern und anderen Intellektuellen verkehrten, Der Uhrmacher David Rittenhouse wurde zum führenden Naturwissenschaftler seiner Zeit nach Franklin und für Mitglieder seiner Zunft [seines Berufs] war es ziemlich häufig, daß sie der Welt der Naturwissenschaften beiträten. Solche Handwerker wurden von den deistischen Vorstellungen der Aufklärung beeinflußt. [10] Der Deismus war besonders weit verbreitet unter Druckern [11], unter denen auch Franklin.

Verbündet mit diesen deistischen Republikanern waren evangelistischen Republikaner. Die Erweckungsbewegung, die Historiker der Religion das Große Erwachen (1735-45) nennen, war grundsätzlich eine Revolte der Bauern der hintersten Provinz, die die Mehrheit der Stärke von der revolutionären Armee liefern sollten, gegen die Kontrolle durch die Kirche und die Händleraristokratie der Küstenstädte. „Das Grenzland“, sagt Perry Miller, „verschwor sich mit der Volksneigung, um die Prestige der kultivierten Klassen zu vermindern und die gesellschaftliche Macht derjenigen zu erhöhen, die ihre Religion in einer einfacheren, offeneren und ‚demokratischeren‘ Form wollten.“ [12] So auch erzählt uns William G. McLoughlin: „Die Evangelikalen betonten die wesentliche Gleichheit oder ‚Brüderschaft‘ aller Menschen, besonders aller Wiedergeborenen, und implizierte, eine Gemeinschaft aus Kleinbauern vor jedem kommerziellen bzw. unternehmerischen Gesellschaft zu bevorzugen sei.“ [13]

Wanderprediger – Separaten, Baptisten und Methodisten – verbreiteten das Wort, daß die Bibel selbst sagte, daß die Einfachen und Unwissenden [Ungebildeten] die Reichen, die Gelehrten und die Mächtigen vereiteln würden. Die Botschaft hatte ihre Auswirkung nicht nur auf die Bauern, sondern auch auf die städtischen Armen – die Arbeiter,die Diener und einige der Handwerker. [14]

Sowohl die deistischen Republikaner als auch die evangelistischen Republikaner waren frühe Anhänger der Unabhängigkeit und freuten sich auf weitreichende gesellschaftliche Änderungen nach der Unabhängigkeit. Evangelistische Presbyterier, von General Charles Lee gekennzeichnet als „niedere Schottisch-Iren, deren Namen im allgemeinen mit ‚Mac‘ beginnen und die entweder die Söhne von importierten Dienern oder selbst importierte Diener sind“, griffen auf Cromwell zurück und schon 1765 sagten: „Kein König außer König Jesus.“ Andererseits war Thomas Jung, ein selbstausgebildeter Arzt, der eng mit Samuel Adams verbunden war, ein Deist, der während seiner Jugend wegen Blasphemie vor Gericht gebracht wurde. Trotzdem bestand Adams trotz der eigenen Frömmigkeit darauf, daß Jung wegen seiner Politik und nicht seiner Religion beurteilt werden sollte. [15]

Beide Arten Republikaner waren für die Trennung von Kirche und Staat. Im Jahre 1770 hatten neun der Kolonien Staatskirchen, denen alle Einwohner ob Mitglied der Kirche oder nicht Zehnten bezahlen mußten. In sechs davon – Virginia, Maryland, New York, New Jersey, den Carolinas und Georgia – war die Episkopalkirche die Staatskirche, obwohl in keiner von ihnen die Episkopalisten die Mehrheit bildeten. Als die Kirche der englischen Bürokratie und der großen Landbesitzer, die im Nordosten Tories [1*] waren, war sie dem König treu. Der Pfarrer der Trinitatiskirche in New York fand, wie Vertreter der privilegierten Klassen in allen Revolutionen, daß die Aberkennung ihrer Privilegien die ungeheuerste Tyrannei bildete. „Man wird unter diesen angeblichen Feinden der Unterdrückung die unerbittlichsten Unterdrücker“, protestierte er heftig, „und ihren kleinen Finger schwerer als die Lenden des Königs finden.“ [16]

Diese Kirchen wurden vom Staat getrennt. In Virginia, wo die Plantagenbesitzer, die die Revolution unterstützten, Anglikaner waren, gab es ein bißchen Widerstand, aber die Kirchen, die sich weigerten, die Staatskirche anzuerkennen, hatten die Hilfe der Freidenker Jefferson und Madison. In der vorderste Reihe dieser Kirchen im Kampf um die Trennung von Kirche und Staat waren die Baptisten, deren Geistliche nicht hoch gebildet, aber dem gemeinen Volk nah waren. Die Baptisten wollten nicht nur religiöse Freiheit von ihren anglikanischen revolutionären Verbündeten in Virginia, sondern auch von ihren kongregationalistischen revolutionären Verbündeten in New Hampshire, Massachusetts und Connecticut, wo die Kongregationalistische Kirche die Staatskirche war. Sie argumentierten, daß der revolutionäre Schlachtruf: „Keine Besteuerung ohne Vertretung“, auch für die Religion galt, daß Steuern für eine Staatsreligion dem Prinzip widersprach, worüber der Krieg gekämpft wurde. [17]

Der Geist der Revolution, die Sonderprivilegien herausforderte und behauptete, alle Menschen seien gleich geschaffen worden, begünstigte die Baptistenkirche gegenüber der Kongregationalistischen Kirche, wo die Sitzplätze beim Gottesdienst auf der Basis des Status und des Reichtums zugewiesen wurden. Die Methodistenkirche wurde jedoch trotz der Tatsache, daß sie sich auf die Armen stützte, fast zerstört wegen ihrer Verbindungen mit dem englischen Methodismus, dessen Gründer gegen die amerikanische Unabhängigkeit war.

Aber falls die Baptisten auf Kosten der anderen Kirchen gewannen, gab es einen allgemeinen Rückgang der Religion während und unmittelbar nach dem revolutionären Krieg, vor dem auch die Baptisten selbst nicht geschützt waren. In Richmond, mit einer Bevölkerung von drei bis vier Tausend, waren die einzigen Gottesdienste, die für einige Jahre nach dem Krieg gehalten wurden, die episkopalistischen und presbyterianischen Gottesdienste, die abwechselnd sonntags in einem Raum im Kapitol-Gebäude stattfanden.

Noch wurde diese Öde auf die Episkopalkirche beschränkt ... Reisende so unterschiedlich wie der französische Royalist Duc de la Rochefoucauld, der Republikaner Brissot de Warville, der englische Hersteller Henry Wansey sind alle einverstanden und bezeugen, daß es auch unter den Kongregationalisten und den Presbyteriern in Boston, in New York und in Philadelphia gewöhnlich war. Der alte Historiker der Baptisten von Virginia erzählt uns: „Der Krieg, obwohl sehr günstig für die Freiheit der Baptisten, hatte eine gegensätzliche Wirkung auf das Leben der Religion unter ihnen ... Mit einigen wenigen Ausnahmen war der Rückgang allgemein überall im Bundesstaat.“ [18]

Der Deismus und der Skeptizismus waren seit langem weitverbreitet unter Intellektuellen und raffinierten Mitgliedern der oberen Schichten, besonders unter den Plantagenbesitzern des Südens, die es als eine Sache der intellektuellen Ehrung betrachtete, im eigenen gesellschaftlichen Kreis als skeptischen Freidenker bekannt zu werden. [19] Locke, der Rechtfertiger der sogenannten Glorreichen Revolution in England, in dessen Schuld Jefferson für die Ideen der Unabhängigkeitserklärung stand, war eine Quelle des rationalistischen Denkens. Seine Untersuchung der Mittel des menschlichen Wissens, sagte der militante Deist Elihu Palmer, machte mehr als alles andere um „die Glaubwürdigkeit der göttlichen Offenbarung zu unterminieren“. [20] Andere britische Rationalisten wie Hume und Gibbon und Schriftsteller der französischen Aufklärung wie Holbach und Voltaire waren auch unter amerikanischen Freidenkern und Deisten einflußreich. aber diese Freidenker betrachteten den religiösen Skeptizismus als etwas, was außerhalb der Fähigkeiten der Massen war, und überlegten, daß es gut so war. Viele der Gründerväter waren solche „versteckten“ Skeptiker und Deisten. [21]

Der revolutionäre Geist veranließ jedoch die Massen dazu, alle Autorität, ob geistlich oder säkular, in Frage zu stellen. Amerikanische Offiziere und Soldaten wurden außerdem durch ihren Kontakt mit französischen Offizieren und Soldaten beeinflußt. Aufgeregt von seiner Begegnung mit französischen antireligiösen Ideen, erklärte Ethan Allen: „Meine Zuneigungen sind eingefranzösischt worden“, und in seiner Schrift Reason the Only Oracle of Man erklärte er, daß er „kein Christ“ sei. [22] Thomas Pickering erzählte davon, wie religiöser Zweifel zu ihm zum ersten Mal kam, als er General von Steuben, den preußischen Aristokraten, der wegen seiner revolutionären Sympathien zur Hilfe der Amerikaner kam, beim Reden hörte über die deistischen Ideen, die er in Frankreich gelernt hatte.

Palmer, ein leidenschaftlicher Republikaner, gründete deistische Vereine in New York, Newburgh, Philadelphia und Baltimore, deren Mitglieder hauptsächlich Handwerker waren. Sie wurden von den Idealen der Französischen Revolution inspiriert und waren heftige Gegner der Föderalisten, die sie als Amerikas eigene Aristokratie betrachteten. [23]

Palmers deistischen Vereine bildeten den militantesten Ausdruck das antireligiöse Gefühl, das während der letzten drei Jahrzehnte des 18. Jahrhunderts stark war. Dieses Gefühl beeinflußte das Schreiben der Verfassung der Vereinigten Staaten, worin es keine Erwähnung des Christentums und die beiden einzigen Hinweise auf Religion negativ sind, indem sie religiöse Prüfungen als Qualifikation für öffentliche Ämter verbietet und indem sie den Kongreß verbietet, überhaupt eine Staatsreligion zu etablieren. Im 1796er Vertrag mit Tripoli erklärte die Regierung der Vereinigten Staaten: „Da die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika sich nicht in irgendeinem Sinn auf der christlichen Religion gründet ... wird kein Vorwand, der aus religiösen Meinungen entsteht, je eine Unterbrechung der Harmonie verursachen, die zwischen den beiden Ländern existiert.“ [24] Die Wahrheit unterscheidet sich ziemlich viel vom Märchen der ultrareligiösen Patrioten beute, daß das Land von frommen Männern gegründet wurde, die meinten, daß das Christentum Teil des amerikanischen Systems sein sollte.

 

 

Die religiöse Reaktion

Eine religiöse Ration setzte sich aber bald ein, die während der 1790er Jahre stärker wurde. Sie wurde von Männern geführt, die Pfeiler der Kongregationalistischen Kirche und der Föderalistischen Partei der Bourgeoisie Neuenglands waren. Nach der Art der aktuellen Angriffe gegen den „gottlosen Kommunismus“ empörte sie sich gegen den radikalen Republikanismus und der Untreue, die angeblich vom jakobinischen Frankreich exportiert wurden. Ebenso wie der McCarthyismus der 1950er Jahre sein Buch Red Network [2*] hatte, so hatte auch diese Kampagne ihr Buch, das ein „tief gelegene Verschwörung“, die Vereinigten Staaten unterminieren, enthüllte. Das war John Robisons Beweise einer Verschwörung gegen alle Religionen und Regierungen Europas, die durchgeführt wird in Geheimtreffen der Freimaurer, Illuminati und Lesegesellschaften, das immer wieder von Predigern, Verfassern von Streitschriften und Politikern zitiert wurde. Die Gesellschaft der Illuminati habe angeblich „seine Zweige heimlich durch einen großen Teil Europas und sogar nach Amerika ausgebreitet“. Tom Paines Buch, Age of Reason [3*], komme „aus der Quelle der Illumination“ und sei „geschrieben und nach Amerika geschickt [worden] ausdrücklich, um diesem demoralisierenden Plan Hilfe zu leisten“. Es war ein Plan, sagte Hochwürden Timothy Dwight, Präsident der Universität Yale, der „gestaltet und zu einem alarmierenden Grad durchgeführt wurde, um das Christentum auszurotten ..., um bürgerliche und heimische Regierung, das Recht auf Eigentum, die Ehe, natürliche Zuneigung, Keuschheit und Anständigkeit aus der Welt auszumerzen.“ [25]

Ebenso wie es diejenigen gab, die glaubten, daß, während McCarthy vielleicht in einigen seiner Vorwürfe zu wild sei, er einen heilsamen Dienst für daß Land leiste, so

Hochwürden David Tappan, Hollis-Professor der Theologie bei Harvard, ... war nicht bereit, die Illuminati für alle Bosheiten zu beschuldigen, die Robison ihnen zugeschrieben hatte, hatte aber keine Zweifel, daß die Tatsachen „einen wirklichen und äußerst alarmierenden Plan der Feindseligkeit gegen die teuersten Interessen des Menschen zeigen“.

Und ebenso wie McCarthy überall Menschen fand, die Kryptokommunisten seien oder die „weich gegenüber dem Kommunismus“ seien, so erklärte Theodore Dwight, Bruder des Präsidenten von Yale und wie er ein überzeugter Föderalist: „Ich weiß nicht, wer der Gesellschaft [der Illuminati] in diesem Land angehörten, aber wenn dabei Wäre, Missionare für den Illuminatismus in den Vereinigten Staaten zu machen, würde ich an erster Stelle mich bei Thomas Jefferson, Albert Gallatin und ihren politischen Verbündeten bewerben.“ Jefferson, sagte ein Jünger von Dwight deutlicher, sei „der echte Jakobiner, das wahre Kind der Illumination, der Feind des Menschen und Feind seines Landes“. [26]

 

 

Religiöser Revivalismus unter den Farmern des Grenzlands und in den großen Städten

Jefferson wurde zwei Jahre später zum Präsidenten gewählt und den Föderalisten zum Trotz blieb das Chaos aus. Unter seiner Verwaltung und bis 1860 war das „landwirtschaftliche Interesse“ wie er es nannte – die Plantagenbesitzer, die die kleinen Farmer als Massenbasis ausnutzten –, vorherrschend. Die Eröffnung der Länder im Westen und das Hinzufügen der landwirtschaftlichen Bundesstaaten, die durch die Abschaffung der königlichen Einschränkungen auf den Erwerb von Land durch die Revolution und durch ihre Abschaffung der Erstgeburtsrechte und des Fideikommisses ermöglicht wurden, gaben größeres Gewicht dem „landwirtschaftlichen Interesse“. Die Bourgeoisie des Nordens konnte nicht ihre ursprüngliche Vorherrschaft zurückerobern, bis die Entwicklung der Industrie ihre Position verstärkte.

Mit der Eröffnung der Länder im Westen, die als Sicherheitsventil fungierten, ging die kochende Inbrunst unter den Handwerkern und dem angehenden Proletariat des Nordostens allmählich zurück. Für eine Weile organisierten Arbeiter Gewerkschaften und sogar 1829 eine politischen Partei, die Partei der Arbeitenden, die von der Feministin Frances Wright, von Robert Dale Owen, dem Sohn des utopischen Sozialisten, und von anderen freidenkenden Intellektuellen geführt wurde. Frances Wright wurde von protestantischen Geistlichen als „die Hohe Priesterin Beelzebubs“ angeprangert und die Partei der Arbeitenden wurde als „heidnischen Aufruf [heidnisches Trompetensignal] an alle neidischen und bösartigen Armen“ angegriffen. [27] Aber die aufkommende Arbeiterbewegung ließ sich von der Demokratischen Partei von Andrew Jackson kooptieren, deren Vorgänger die republikanische antiföderalistische Partei von Jefferson war.

Die Farmer aus den Grenzländern in der Demokratischen Partei waren den begüterten Interessen des Ostens gegenüber feindselig gesinnt, aber das Denken der französischen Aufklärung war ihnen fremd. Sie waren gegen die Kontrollen der anwesenden Bankiers und Händler, der kirchlichen Hierarchien, die ihnen für einen entfernten Gott Ansprachen, und der feierlich ritualistischen Religionen, die für sie distanziert und leer waren. Der Individualismus, der Antirationalismus und die demokratische Struktur der evangelistischen Kirchen waren ihnen deshalb angenehm. Der paradox ist denn, daß das „Heidentum“ überwunden wurde, nicht durch die Anstrengungen der föderalistischen Theologen von Yale und Harvard, sondern von denjenigen die Republikaner waren.

„Hätte man die Prinzipien des Heidentums“, sagt eine 1845er Geschichte der Methodistischen Kirche, „wodurch die Geister vieler der führenden Männer unserer Nation beeinflußt worden waren und die einmal mit furchterregender Geschwindigkeit in die niederen Ränge [Schichten] der Gesellschaft hinuntergingen, erlaubt, ungehindert durch eine andere Barriere als bloß eine leblose Form des Christentums zu arbeiten ..., gibt es nicht Grund wahrzunehmen, daß solche Ströme ... der Verschmutzung ihre giftigen Gewässern über das Land gegossen hätten? ... Alle müssen, meine ich, zugeben ..., daß die Arbeiten der methodistischen Wanderprediger neigte kräftig dazu, die korrupte Masse des Geistes zu reinigen.“ [28]

Die revivalistische Methodistische Kirche erfuhr selbst eine Erweckung im Grenzland, wie auch der Fall mit der Baptistenkirche und mit der Presbyterischen Kirche war, die aber eine Spaltung erlitt, da ihre schicklicheren Ostler nicht das Stampfen, Schreien, Stöhnen, Zittern und Ablegen der Oberkleidung bei westlichen Lagerversammlungen billigen konnten, die die Versammlungen der englischen Methodisten wirklich episkopalisch schienen ließen. Die Einsamkeit des Lebens im Grenzland und der Sinn, daß man den Unsicherheiten der Natur ausgesetzt war, wurden durch die Anfälle der Lagerversammlungen überwunden, wobei große Mengen sich in eine kollektive Siedepunkt der Aufregung anstiegen, wo jeder von seiner bzw. ihrer individuellen Erlösung sicher war. Der Individualismus der Grenzländer wurde durch ihre Abspaltungen von den älteren Kirchen und durch ihr Hervorbringen von neuen Kirchen wie der Jünger Christi ausgedrückt, aber bei den Lagerversammlungen waren sie Massenmanipulation ausgesetzt, wie politisch die Farmer des Südwestens von der demokratischen Partei der Sklaven besitzenden Aristokratie manipuliert wurden und wie diejenigen des Mittelwestens später von der Republikanischen Partei der Bourgeoisie manipuliert wurde.

In der Tat verglich Charles Grandison Finney, ein führender revivalistische Prediger der 1820er und 1830er Jahre, seine Methoden mit denen der Jacksonschen Politikern bei der Werbung und Durchführung ihrer Wahlveranstaltungen und sagte, daß Prediger ebenso versuchten, „alle Menschen zum Gefühl zu bringen, daß der Teufel kein Recht hatte in dieser Welt zu herrschen, sondern daß sie alle sich Gott geben und den Herrn Jesus Christus als Herrscher des Universums wählen sollten“. [29] Ein Engagement für Gott war eine Stimme für Jesus gegen den Teufel, den amtierenden Schurken, der aus seinem Platz in den Herzen der Menschen hinausgeworfen werden müßte.

Die Prediger benutzten nicht nur die Methoden der Politiker, sondern auch die der unternehmungslustigen Straßenhändler. Die Wanderprediger der konkurrierenden Sekten, wie De Tocqueville es formulierte, „gehen mit dem Wort Gottes von Ort zu Ort hausieren“ [30] wie konkurrierende Schlangenölhändler. Der revivalistische Glaube wurde zu einer typisch amerikanischen Erscheinung. Im letzteren Teil des 19. Jahrhunderts entwickelte er die Methoden der modernen Kunst des Verkaufens und brachte seine Botschaft des glücklichen Lebens nach dem Tod den Armen in den Städten. Dwight D. Moody, eine erfolgreicher Schuhverkäufer, bevor er für den Herrn arbeitete, war der erste der modernen Evangelisten. „Moody kombinierte das Showmanstalent von P.T. Barnum mit der berechnenden finanziellen Scharfsinn [Geschäftssinn] von Andrew Carnegie. Eine Vorhut von Werbern, Publicitymanager, Werbekampagnen, garantierte Eintrittsgelder waren alle Teil der Ausrüstung des neuen großstädtischen Revivalismus [der neuen großstädtischen revivalistischen Bewegungen].“ [31]

Nicht bloß benutzten diese revivalistischen Bewegungen Geschäftsmethoden; sie wurden vom Großkapital finanziert.

In Chicago packten Cyrus McCormick und George Armour mit Geldern zu ... In Philadelphia war es John Wanamaker, der König der Kaufhäuser. In New York wurde das Begrüßungskomitee von Cornelius Vanderbilt und J.P. Morgan geleitet. In Chicago z.B. sagte er McCormick und Armour und ihren Freunden: „Ich sage den reichen Männern Chicagos, ihr Geld wird nicht viel wert sein, wenn Kommunismus und Heidentum das Land überrollen ... Es kann für die Kapitalisten Chicagos keine bessere Investition geben, als den erlösenden Salz des Evangeliums in diese dunklen Wohnungen und verzweifelten Zentren zu stellen.“ [32]

Das Versprechen des Lebens nach dem Tod für die Armen, des Luxuslebens hier und jetzt für die Reichen – es schien den Kapitalisten als gutes Geschäft.

In den Kleinstädten und Dörfern des Mittelwestens und des Südwestens kühlte die „Religion früherer Zeiten“ ab, die für das flüssige und dynamische Grenzland typisch war, und erstarrte zur Religion der anständigen Farmer und Kleinhändler, der Religion der Region, die als den „Bibelgürtel“ bekannt geworden ist. Die Prediger blieben ebenso unwissend wie früher, aber Erweckungsbewegungen wurden zu traditionellen, vorhersehbaren Ritualien und die evangelistischen Kirchen wurden zu etablierten Einrichtungen. [33] Der Fundamentalismus von William Jennings Bryan, der als Führer der Progressiven religiöse Bilder in seiner berühmten Rede über das „Kreuz aus Gold“ benutzte, um die Bankiers des Ostens anzugreifen, kennzeichnet diesen religiösen Konservatismus und die Verlust ihrer fortschrittlichen Merkmale durch die progressive Bewegung, als sie sich auf einer Wiederkehr an die Kindheit des amerikanischen Kapitalismus fixierte.

 

 

Der Bürgerkrieg und Religion

Der Westen wurde den Kapitalisten und den Farmern, die mit ihnen durch Transport und Kredit verbunden waren, durch den Sieg der Bourgeoisie des Nordens im Bürgerkrieg eröffnet. Der Bürgerkrieg hatte die Frage entschieden, ob das Sklavensystem oder das kapitalistische System da ausgedehnt würde. Im Zusammenstoß zwischen „diesen gegensätzliche Systemen“, wie Senator William N. Seward sie bezeichnete, als er weitblickend den „nicht zu unterdrückenden Konflikt bezeichnete, der sich entwickelte [34], spielte die Religion eine ideologische Rolle auf beiden Seiten.

Zur Zeit der Revolution war die Abschaffung des Sklaventums die unerledigte Aufgabe, die einer späteren Generation überlassen wurde, um sie zu lösen. Es gab ein starkes Bewußtsein der Diskrepanz zwischen den erklärten revolutionären Idealen und der Existenz des Sklaventums. Das Oberste Gericht von Massachusetts erklärte z.B., daß die Erklärung in der Verfassung des Bundesstaates, die von der Unabhängigkeitserklärung übernommen wurde, daß „alle Menschen frei und gleich geschaffen werden“, bedeutete, daß das Sklaventum innerhalb ihres Zuständigkeitsbereichs verboten sei. Außerdem glaubten einige Mitglieder der herrschenden Klasse des Südens, daß das Sklaventum eine verschwenderische Produktionsweise sei, die den Boden erschöpfe. Unter diesen Umständen fühlte man, daß Kompromisse geschlossen werden könnten und daß das Sklaventum allmählich abgeschafft werden würde.

Was die Lage änderte, war die Erfindung der Egreniermaschine, die die Produktion der Baumwolle ausdehnte und dazu führte, daß der Wert eines Sklaven sich innerhalb 40 Jahre vervierfachte wegen der gesteigerten Profite, die aus ihm als Baumwollenpflücker extrahiert werden könnte. Die alte liberale jeffersonsche Plantagenaristokratie wurden durch eine neuen Aristokratie der „Baumwollkapitalisten“ ersetzt. Es scheint, als ob es kein Zufall wäre, daß während der gleichen Periode die Haltung der Kirchen des Südens sich von Feindseligkeit gegenüber des Sklaventums zu einer Verteidigung davon änderte. Die Baptistenkirche und die Methodistenkirche, die fest republikanisch waren, hatten früher starken Widerstand gegen die „eigentümliche Einrichtung“ des Südens geleistet. Der Verband der Baptistenkirchen von Virginia erklärte 1789, daß das Sklaventum „eine gewaltsame Aberkennung der Naturrechte und nicht mit der einer republikanischen Regierungsform vereinbar“ sei. Die Allgemeine Konferenz der Methodistenkirche erklärte 1780, daß das Sklaventum „gegen die Gesetze Gottes, der Menschheit und der Natur“ sei, und verbot seinen Mitgliedern, Sklaven zu besitzen. 1784 legte sie einen detaillierten Plan vor, wie man die „Abscheulichkeit des Sklaventums“ abschaffen könnte. [35]

Aber die Zunahme in der Zahl der Sklavenbesitzer unter ihren wachsenden Mitgliedschaften änderte bald die Haltung der Kirchen.

Ein Historiker der Baptistenkirche schreibt: ... „die Große Masse der Baptisten versöhnte sich bald mit dem Bestehen des Sklaventums ... Große Zahlen der Sklavenbesitzer wurden Baptisten ... [Man argumentierte,] die Sklaven zu befreien, hätte sie vielleicht schlimmeren Übeln ausgesetzt, als sie unter dem Einfluß des Evangeliums zu behalten.“ [36]

Also bestand jetzt die christliche Pflicht der baptistischen Sklavenbesitzer darin, ihre Sklaven eher zu behalten, als zu befreien.

So auch schreibt der Historiker des Methodismus des Südens: „Der empfindliche und aufgeregte Ton der Gesetzgebung über das Thema während dieser ganzen Periode [nach 1784] zeigt, daß die Kirche eine wachsende und beträchtliche Zahl von Sklavenhaltern unter ihren Mitgliedern hatte.“ Bis 1836 stellte sich der Methodistische Allgemeine Konferenz dem Abolitionismus entgegen und lehnte „jedes Recht, jeden Wunsch und jede Absicht [ab], sich ins bürgerliche [zivile] und politische Verhältnis zwischen Meister und Sklaven einzumischen, wie sie in den sklavenhaltenden Bundesstaaten der Union besteht“. [37]

Der Versuch der Baptistenkirche und Methodistenkirche, einen Kompromiß zwischen ihren Sektionen im Norden und im Süden zu vermitteln, scheiterte. In 1844 bzw. 1845 spalteten sie sich auf der Basis der Sektionen. Die beiden Seiten konnten Bibeltexte finden, um ihren Standpunkt zu rechtfertigen. Die Südstaatler auf die Tatsache hin, daß die Patriarchen des Alten Testaments Sklaven besaßen, und auf die Ermahnung Pauli, daß Sklaven ihre Meister gehorchen sollten. Die Nordstaatler argumentierten, daß die Verfügung: „Du sollst deinen Nächsten lieben“, kaum einzuhalten sei, wenn man den Nächsten zum Sklaven machte.

Die Presbyterische Kirche und die Lutherische Kirche erfuhren ebenso Schismen, obwohl da der Kampf nicht so sehr über die Ethik des Sklaventums als über die Politik der Sezession war. Die Südpresbyterier griffen die Nordpresbyterier an, weil sie die traditionelle presbyterische Lehre der Unabhängigkeit der Kirche vom Staat angeblich aufgegeben hätten. Der Bürgerkrieg, sagte ihre Kirchenzeitung, The Southern Presbyterian, werde „nicht allein für Bürgerrechte und Eigentum und Heimat gekämpft, sondern für Religion, für die Kirche, für das Evangelium“. [38] Die Bürgerrechte, die hier erwähnt werden waren selbstverständlich die des Sklavenbesitzers: Der Sklave hatte keine Bürgerrechte, da er das Eigentum seines Meisters war. Die Nordlutheraner andererseits, treu ihrer Lehre des Gehorsams zum Staat, prangerten die Südlutheraner an nicht deswegen, weil sie das Sklaventum schützten, sondern weil sie „die Sache des Verrats und des Aufstands“ unterstützten. [39]

Aber auch die Kirchen des Nordens nannte der radikale Abolitionist William Lloyd Garrison, dessen starke Stimme sich trotz der „Verschwörung des Schweigens“ über das Sklaventum hören ließ, den „Hauptpfeiler des amerikanischen Sklaventums“ wegen ihrer Hinhaltetaktik. [40] Garrison kam aus einer Welt von Handwerkern, Tagelöhnern und kleinen Ladenbesitzern, den Nachfahren der „vulgären Männern“ von Sam Adams. [41] Als er seine Kampagne in Boston anfing, stellten sich die mächtigen Geistlichen da seinen „fanatischen Vorstellungen“ entgegen und er konnte ein Versammlungssaal für seine Vorträge erst von der Gesellschaft der Freien Untersuchenden, einer Organisation von Freidenkern, bekommen. Er versuchte weiter, mit und durch die Kirchen zu arbeiten, wurde aber bitter enttäuscht. Obwohl er selber Baptist war, kritisierte er seien eigene Kirche vernichtend als eine Organisation, die von „bösartigen Geistlichen“ gesteuert werde, die „mit den Sklavenhaltern gemeinsame Sache machten“. [42] Aber falls die Kirchen anständig gemäßigt waren, gab es außerordentliche Geistliche und andere Männer [Menschen] der Religion [religiöse Männer/Menschen] wie John Brown, der vom Alten Testament inspiriert auch über den gewaltlosen Widerstand von Garrison hinaus ging.

 

 

Die Religion der Schwarzen

Die Sklavenbesitzer waren unsicher und mißtrauisch über die Idee, daß die Kirchen ihren Sklaven das Christentum lehrten, aber sie sahen auch Vorteile in solchem Unterricht. 1727 antwortete der Bischof von London auf Einwände, die gegen religiöse Missionararbeit erhoben worden waren. Man habe argumentiert, sagte er,

daß „die Zeit, die für ihren Unterricht erlaubt werden sollte, eine Verminderung des Profits von ihrer Arbeit sein würde“, „daß, sie zu Christen zu machen, nur dazu führt, daß sie weniger fleißig und schwerer beherrschbar werden“, daß das Taufen von Sklaven automatisch die Eigentumsrechte der Besitzer an ihnen vernichte.

Der werte Bischof beruhigte die Sklavenbesitzer über all diese Fragen und erklärte: „Das Christentum und das Sichbekennen zum Evangelium machen nicht die kleinste Änderung beim zivilen [bürgerlichen] Eigentum bzw. bei irgendeiner der Pflichten, die den zivilen [bürgerlichen] Verhältnissen angehören.“ [43]

So auch erklärte 1847 der episkopalische Bischof von Georgia: „Es sollte viel weniger Gefahr der Unmenschlichkeit auf der einen Seite oder der Aufsässigkeit auf der anderen Seite zwischen Beteiligten geben, die am Tag des Herrn um den gleichen Tisch gekniet und das gleiche Abendmahl geteilt haben.“ [44] Die Bekehrung der Sklaven zum Christentum gab den Sklavenbesitzern das Gefühl, daß sie humaner gegenüber den Männern und Frauen waren, die sie unter zwang hielten, und sie sollte den Sklaven Sanftmut [Unterwürfigkeit] lehren.

Die Sklaven und die schwarzen Freien des Nordens eigneten ihrerseits diejenigen Elemente des Christentums an, die am besten ihren Klassengefühlen anpaßten, und vereinigten sie mit den Überbleibseln der afrikanischen Religionen, die das Ausmerzen ihrer Kultur überlebten. Eine Aussage gegen Denmark Vesey, einen ehemaligen Sklaven, der lesen und schreiben konnte, der 1822 mit einigen anderen hingerichtet wurde, weil sie eine Verschwörung der Revolte führten, erklärte: „Seine allgemeine Konversation war über die Religion, die er auf die Religion richtete, als z.B. er von der Schöpfung der Welt sprach, wobei , sagte er, alle Menschen gleiche Rechte hatten, Schwarze sowie Weiße.“ [45] Zusätzlich zur Tatsache, daß er sich auf die Bibel bezog und die Unabhängigkeitserklärung widerspiegelte, gewann Vesey Unterstützung, indem er unter den Verschwörern einen Zauberer einschloß, der Schutz denen versprach, die sich am gefährlichen Unternehmen beteiligten.

So auch ist behauptet worden, daß der „Appell an die farbigen Bürger der Welt“ vom schwarzen Freien David Walker „eins der bemerkenswertesten Dokumente der protestantischen Ära“ und trotzdem in seinem Angriff auf die Religion der Weißen die „verheerendste [vernichtendste]“ Kritik des Christentums „seit Voltaires Catechisme de l’honette homme“ sei. Weiße, sagte Walker, handelten „eher wie Teufel als verantwortlichen Menschen“ und würden Jehova entronnen, wenn sie es könnten.

Sie wollen uns als ihre Sklaven und denken nicht darüber, uns zu ermorden, um uns diesem schrecklichen Zustand zu unterwerfen – deshalb, wenn einen Versuch von uns gemacht wird, tötet oder seid getötet werden ... der Mann [Mensch], der still steht und einem anderen ihn ermorden läßt, ist schlimmer als ein Heide [gottloser Mensch]. [46]

Hier gibt es nichts von einer Religion, wo man „den anderen Backen darbietet“.

Die schwarze Volksreligion, die sich auf den Plantagen unter den Augen der Meister entwickelte, konnte nicht in dieser Weise offen aufständisch sein, sie war aber subtil rebellisch. Die Spirituals z.B. waren oft zweideutig in ihrer Bedeutung. Frederick Douglas, der große Abolitionist, der selbst ein ehemaliger Sklave war, bemerkt: „Ein scharfsinniger Beobachter hätte in unserem wiederholten Singen der Zeilen: „O Kanaan, süßes Kanaan, ich bin unterwegs zum Lande Kanaan“ [47] [4*], etwas mehr wahrgenommen als eine Hoffnung, den Himmel zu erreichen. Wir meinten, den Norden erreichen, und der Norden war unser Kanaan.“ [48] „Freiheit“ bedeutete Freiheit von der Knechtschaft [den Fesseln] des Sklaventums wie auch die Freiheit von geistlicher Knechtschaft [geistlichen Fesseln], und die Flexibilität [Biegsamkeit] der Spirituals, die aus dem afrikanischen kommunalen Gesang stammten, erlaubte Improvisation, die dem Anlaß paßte. Die Sklavenbesitzer waren mit Unbehagen davon bewußt, als sie Sklaven einsperrten, die am Anfang des Bürgerkriegs sangen: „Wir werden bald frei sein, wenn der Herr uns nach Hause ruft.“ [5*]

Die Bibelgeschichte über die Befreiung der Kinder Israels aus der ägyptischen Gefangenschaft [dem ägyptischen Sklaventum] hatte die intensivste Bedeutung für schwarze Sklaven. Ein Kaplan in der Armee der Union, der mit Freien während des Krieges arbeitete, drückte Kummer über diese unglückliche Betonung aus, die Jesus bloß zu einem anderen Moses machte: „Ich glaube, daß sie sich daran gewöhnt haben, Christus nicht sosehr als geistlichen Erlöser zu betrachten, sondern eher als einen zweiten Moses, der schließlich sie aus ihrem Gefängnis der Knechtschaft führen würde.“ [49]

Die Religion, das einzige Mittel, wodurch Sklaven sich zusammensammeln konnten, das überhaupt geduldet wurde, wurde zum Vehikel für ihren Kampf, ebenso wie die Moscheen diese Funktion übten unter dem Schah von Iran. Sklavenprediger hatten mit ihren Zuhörern ein harmonisches Verhältnis, das ungewöhnlich war. In ihren Predigten hielten sie die Hoffnung nach Freiheit am Leben und gleichzeitig übten sie eine Einschränkung des verfrühten Ausdrucks davon aus. [50] Diese Situation ist schön widerspiegelt im Gedicht widerspiegelt im Gedicht „Ein Predigt vor dem Krieg“ von Paul Laurence Dunbar, einem schwarzen Dichter, dem Sohn von Sklaven, der zweifelsohne die mündliche Tradition benutzte. Darin erzählt der Prediger die Geschichte der Befreiung der Kinder Israels und sagt: „Nun, der Herr hat das für Israel gemacht, und er ändert nie seine Arbeitsweise.“ Gleichzeitig ist er vorsichtig genug darüber, daß den Meistern erzählt wird, daß er Unruhe predigt, um zu erklären: „Aber aus Angst davor, daß jemand mich hier falsch versteht, werde ich hier eine Pause machen, um zu sagen, daß ich hier immer noch über die alten Zeiten predige, ich rede nicht von heute.“ Am Schluß wird er jedoch von seiner Inbrunst überkommen, beherrscht sich aber gerade rechtzeitig: „Und wir werden unsere Hallelujas ausrufen auf jenem mächtigen Tag der Abrechnung, wenn wir anerkannt werden als Bürg’ – Uhoh! Kinder, beten wir!“ [6*]

Besorgt durch die Gebetsversammlungen der Sklaven und zu Tode erschrocken durch die Revolte von Naht Turner, worüber der Gouverneur von Virginia schrieb: „Ich bin voll davon überzeugt, daß jeder schwarze Prediger im ganzen Landsitz Blue Ridge ins Geheimnis eingeweiht war“, [51] verabschiedeten die Sklavenbesitzer ein Gesetz, das den Sklaven verbot, das Lesen und Schreiben zu lernen, Predigten zu halten oder nicht genehmigte Gebetsversammlungen zu halten. Nächtliche Patrouillen durchkämmten die Plantagen, um solche Versammlungen zu verhindern und schwarze Männer, die genügend aufdringlich waren, daß sie das Evangelium predigten, wurden hart ausgepeitscht.

Obwohl die Religion daher ein Vehikel für den Kampf der Sklaven um die Freiheit war, sollte man merken, daß einige Sklaven das Christentum völlig ablehnten. Frederick Douglas erklärte, daß die Diskrepanzen Zeichen den religiösen Glaubensbekenntnissen der Weißen und ihrem Verhalten „erweckte in meinen Gedanken ein Mißtrauen gegen alle Religion und die Überzeugung, daß Gebete vergeblich und trügerisch seien“. Andere ehemalige Sklaven machten auch deutlich, daß sie das Christentum als Heuchelei und eine Religion der Sklavenhalter betrachteten. [52]

Wegen der führenden Positionen der Prediger waren viel von ihnen unter den Schwarzen, die Ämter während der Periode des Wiederaufbaus [der Rekonstruktion] hielten. Mit der Vereinbarung zwischen den republikanischen Vertretern der Kapitalisten des Nordens und den demokratischen Vertretern der ehemaligen Sklavenbesitzer während der Hayes-Wahlkampagne von 1876 wurde die Überlegenheit der Weißen im Süden wiederhergestellt und den Schwarzen wurde das Wahlrecht entzogen. Unter diesen Umständen brachte Booker T. Washington sein Programm der industriellen Bildung, der Akzeptanz des Status quo verbunden mit Anstrengungen für persönliche Erhebung und der Stille über den Mangel an Bürgerrechten vor. dieses Programm bekam um die Jahrhundertwende die Unterstützung einer Schicht von ausgebildeten Handwerker und von Lehrern in den schwarzen Schulen, Hochschulen und industriellen Instituten, von Beamten und von kirchlichen Würdenträger aus dem Norden. [53]

Schwarze Kirchen im Norden hatten sich vor dem Bürgerkrieg von den weißen Kirchen abgespalten, von denen die Schwarzen früher Mitglieder gewesen waren. Abgesehen vom Wunsch der Schwarzen danach, sich selbst in ihren eigenen Formen des Gottesdienstes auszudrücken, waren sie innerhalb der Kirchen abgesondert worden, indem sie Galerien oder „Niggerhimmeln“ zugeschrieben worden waren. Die Gründer der Kirche, die die Afrikanisch-Methodistische Episkopalkirche werden sollte, erklärten, daß, als sie der Methodistischen Kirche verließen, sie „keine andere Absicht dabei hatten außer dem Ruhm Gottes und dem Frieden der Kirche, indem sie etwas beseitigten, das zu einem gewissen Grad einerseits als ein Ärgernis und andererseits als eine Beleidigung behandelt und betrachtet wurde“. [54]

Nach der Periode des Wiederaufbaus [der Rekonstruktion] bekamen die Kirchen des Nordens einen Zustrom von neuen Mitgliedern aus dem Süden. Das war die „Übersiedlung des talentierten Zehntels“, die der Übersiedlung der Armen Farmer [Bauern] und Landarbeiter vorausging. Diese Kirchen ahmten die weißen konservativen evangelikalen Kirchen mit ihrer Feindseligkeit gegenüber dem Radikalismus nach. Ein geduldig leidender Christus paßte mit Booker T. Washingtons Politik der Anpassung zusammen. Das Element der Einschränkung, die in der Religion der Schwarzen anwesend gewesen war, kam nach vorne. Wie vorher in der Geschichte passiert war, wurde revolutionären Erwartungen eines Messias in jenseitigen Quietismus verwandelt. Der Einfluß der Geistlichen in den Bürgerrechtsorganisationen war so sehr auf der Seite der Mäßigung, daß es kam dazu, daß man sagte, daß die schwarze Kirche „die NAACP [7*] auf den Knien“ sei. Schwarze Geistliche folgten dem Beispiel von weißen liberalen Geistlichen, die von der Vaterschaft Gottes und der Brüderschaft der Menschen sprachen, sich selbst aber für die großen Brüder hielten.

Während des Ersten Weltkriegs verursachten der Ruin der schwarzen Farmer [Bauern] durch verheerende Fluten und den Baumwollkapselkäfer und die Lockung von Versprechen über hochbezahlten Jobs, die von Werbern für die Industriellen des Nordens gemacht wurden, die Kriegsgüter produzierten, die größte innere Übersiedlung in der amerikanischen Geschichte. Einige der neuen Übersiedler traten der Baptistenkirche, der Methodistenkirche und anderen orthodoxen Kirchen bei. Viele dieser Kirchen bestanden aus Mittelständer, besonders diejenigen in der Methodistischen Episkopalkirche, deren Geistliche besser gebildet als die der Baptistenkirche waren. Das stimmte noch mehr von den Presbyterischen Kirche, der Episkopalkirche, der Kongregationalkirche und der Römisch-Katholischen Kirche.

Eine größere Anzahl der Übersiedler traten den Ladenfassadenkirchen wie der Pfingstkirche und der Heiligkeitskirche und den verschiedenen Kulten bei, die während der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre entstanden waren und weiter wuchsen. Entfremdet durch die raffinierte Art und die kleinbürgerlichen [mittelständischen] Werten der orthodoxen Kirchen, fanden sie in den kleinen Kirchen eine Weise, wie sie sich den verwirrenden Komplexitäten der Großstadt anpassen könnten. Inmitten der starken Zunahme der Kirchen blühten verschiedene Kulten, die 1940 von Ira Reid als äußerst bedeutend erkannt wurden, da sie besser der „bitteren Realitäten der Rassenfrage“ eingestellt waren als die „gebetsvollen Saumseligkeiten der kirchlichen Einrichtungen, die sie jetzt ersetzen“. [55] Diese Kulten, besonders die Schwarzen Juden, die die Schwarzen als die einzigen wahren Nachfahren der biblischen Israeliten betrachteten, die die Vorgänger der Schwarzen Moslems waren, drückten den schwarzen Nationalismus der Ghettomassen und ihren Widerstand gegen das Christentum als die Religion des weißen Unterdrückers, die den Schwarzen zugeschoben wurde. Sie waren die Fortsetzer von David Walker, der, obwohl selbst ein Christ, das Christentum seiner Zeit anklagte und die weißen Herrscher als Teufel angriff, ebenso wie die Schwarzen Moslems machen sollten.

Eine große und wachsende Anzahl der desillusionierten Massen aus den Gettos betrachtete Religion zynisch und hörte auch überhaupt in die Kirche zu gehen. Gayraud Wilmore, selbst Mitarbeiter des Rats über Kirche und Rasse vom der Vereinigten Presbyterischen Kirche, aber auch ein religiöser Radikaler und ein ehrlicher und gründlicher Wissenschaftler, dessen Buch außerordentlich wertvoll ist, erklärt:

Es gibt wahrscheinlich keinen Ort in der Welt, wo die christliche Kirche einen länger anhaltenden und entschlosseneren angegriffen worden ist, als in den Gettos der Vereinigten Staaten. Der Angriff hat sich seit Ende des Ersten Weltkriegs verstärkt. Während der 1920er und 1930er Jahre trat die schwarze Intelligenz ihn bei, die die Religion mit Unwissenheit und Aberglauben identifizierten und die schwarzen Prediger als „Speichellecker ihren weißen Meister“ betrachteten. [56]

Die Mitglieder dieser Intelligenz, die in der antireligiösen Tradition von Frederick Douglass standen, Menschen wie Claude McKay und Langston Hughes, wurden oft vom Marxismus beeinflußt.

In einer Situation wo die Massen, die keine Verbindung mit der Kirche hatten, die Intellektuellen, die sich mit den Massen identifizierten, und schwarze Nationalisten und andere Aktivisten gegen die Kirche waren, war sie nicht mehr das Mittelpunkt des Lebens im Ghetto [Ghettolebens]. Wie Fauset 1944 bemerkte:

Es ist kein zufälliger Umstand, daß mit dem Rückgang der Anteil der orthodoxen Kirchgänger, auf den Mays und Nicholson andeuten, es einen anstieg des Anteils der Neger gibt, die den Gewerkschaften beitreten, und derjenigen, die sonst sich zur politischen Aktion rüsten. [57]

Die politische Aktion, die er vorhersah, fand in den 1960er Jahren statt; gegen alle Erwartungen fing sie jedoch im Süden an. Die Forderungen der ehemaligen Soldaten, die in einem Krieg gekämpft hatten, der angeblich gegen den Rassismus gerichtet war, die Anfänge eines schwarzen Proletariats in der Industrie des Südens, die vom Krieg hervorgerufen wurde, der Einfluß des weltweiten Aufstiegs der Bewegung gegen den Kolonialismus, die Entwicklung einer neuen Art Student in den schwarzen Hochschulen, die Wiederbelebung einer Volksreligion des Kampfes – diese waren einige der Elemente, die den Prozeß in Gang setzten. Martin Luther King, obwohl er einen Doktortitel von der Universität Boston hatte, wußte, wie man den Massen des Südens in ihrer eigenen Mundart ansprechen sollte. Aber er selbst, wie er in seiner Autobiographie erklärte, kam nach Montgomery ohne jede Vorstellung des Kampfes und wurde durch die Aktion der Massen nach vorne gedrängt.

Rosa Parks, die den Busboykott von Montgomery auslöste, indem sie ablehnte, ihren Sitzplatz vorne im Bus einem Weißen zu geben, war nicht, im Gegensatz zur Legende, eine politisch ungeschulte müde schwarze Frau. Sie war die Sekretärin von E.D. Nixon, einem schwarzen Gewerkschaftsführer, und hatte gerade einen Seminar bei eine Schulungseinrichtung der Arbeiterbewegung beendet, der vom Organisator der Arbeiterbewegung, A.L. Muste geleitet wurde. Nixon war einer der schwarzen Gewerkschafts- und Gemeinschaftsführer, die von Daniel Guerin in seinem Buch Neger im Aufmarsch zitiert wurden, die auf Französisch 1951 erschien, vier Jahre vor dem Boykott.

Nixon, der wußte, daß Geistliche die traditionelle Führer der Schwarzen des Südens waren, bat um ihre Hilfe. Unter denen, die zusagten, war der jugendliche King, der der Redner wurde, ebenso wie Nixon der Organisator hinter den Kulissen wurde. Kings Südchristliche Führungskonferenz wurden von Geistlichen der Baptistenkirche dominiert, bekam aber ihren Anstoß von armen Schwarzen, von denen viele nicht Kirchgänger waren, die den Kampf auf die Straßen brachten. [58]

Militanten des Studentischen Gewaltlosen Kordinationskomitees (SNCC) trugen die Bewegung einen Schritt weiter mit den direkteren Konfrontationen der Sit-ins und der Freiheitsfahrten. Sie wurden an King als charismatischen Führer angezogen, erwarteten aber nicht viel von den schwarzen Kirchen, von denen viele die Zusammenarbeit mit ihnen ablehnten. Mit dem Verlauf der Zeit wurde die Kluft zwischen dem SNCC und den Kirchen breiter. [59]

King selbst wurde zunehmend von Zeitverschleppung der orthodoxen Kirchen bewußt. Er vermied es, sich öffentlich zu beschweren, aber bemerkte manchmal: „Zu viele Negerkirchen vertiefen sich so sehr in künftiges Gutes ‚im Jenseits‘, daß sie ihre Mitglieder dazu bedingen, sich den gegenwärtigen Übeln ‚im Diesseits‘ anzupassen.“ [60]

Aber der Druck der Massen, als der Kampf an die Gettos des Nordens ankam und der Ruf nach „Black Power“ durch das Land hallte, politisierte viele schwarze Geistliche, besonders die Jüngeren. [61] Der Vorbote der „Black Power“-Bewegung war Malcolm X. Malcolm fing als Konvertit zur Nation von Islam an. Diese Konversion war für ihn unentbehrlich als Mittel zur Gewinnung eines Sinnes der Rassensolidarität, der seinen vorherigen [früheren] individualistischen Versuch ersetzte, einer unterdrückerischen Umgebung zu entkommen. Während er nie seine Religion aufgab, wurde er aus der Nation von Islam ausgeschlossen, weil er darauf bestand, daß sie sich am politischen Kampf der Schwarzen beteiligte, und dann gründete er eine Organisation, die allen offen war, ob sie einer Religion oder keiner angehörten. Obwohl diese Organisation vernichtet wurde, ist Malcolms Vorstellung des militanten Kampfs unter einer schwarzen Führung unabhängig von der Machtstruktur der Weißen eine Erbschaft seines Volkes. „Ich habe nie von Eier gewaltlosen Revolution gehört, noch von einer Revolution, die dadurch verursacht wurde, daß man den anderen Backen darbiete“, sagte er, und daher glaube ich, daß es eine Straftat ist, wen jemand einem Menschen lehrt, der brutalisiert wird, daß er diese Brutalität weiter annehmen sollte, ohne daß er etwas unternehmen sollte, um sich zu wehren.“ [62]

 

 

Die protestantischen Kirchen und die Arbeiterbewegung

Das Verhältnis zwischen den protestantischen Kirchen und der Arbeiterbewegung in den USA verfolgte mehr oder weniger denselben Kurs wie in England und Deutschland. Die vorherrschende ökonomische Doktrin während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war das, was man vielleicht geistlichen Laisser-faire nehmen könnte. Die Gesetze der Ökonomie seine, mit den Worten eines Lehrbuchs von Alonzo Potter, der später ein episkopalischer Bischof wurde, „nichts weniger als die Gesetze Gottes“. [63] Gewerkschaften, die „künstlich“ Löhne erhöben, Unternehmer beschädigten, die Arbeiter Arbeit gäben, und dadurch Menschen aus Arbeit Würfen, verstießen gegen diese von Gott verordneten Naturgesetze.

Der Bürgerkrieg brachte mit sich ein Wachstum des Industrialismus. Zwischen 1860 und 1890 verfünffachte sich fast das Nationalreichtum, und davon besaß 3 Promille der Bevölkerung mehr als die Hälfte. [64] Die Raubbaronen gaben generöse Summen den Kirchen und den kirchlichen Hochschulen. Die Kirchen waren entsprechend dankbar. Als John D. Rockefeller, der wegen seiner Rücksichtslosigkeit gegenüber seinen Konkurrenten und den Arbeitern am meisten gehaßten Mann in Amerika, eine große Summe einer Baptistenkirche in Cleveland gab, erklärte der Pfarrer: „Leute beschuldigen den Herrn Rockefeller, daß er das Geld stahl, das er der Kirche gab, aber er hat es auf den Altar gelegt und es so geheiligt.“ [65] Die Kuratorien von Hochschulen und von den kirchlichen Vorständen wurden zunehmend von reichen Laien dominiert, anstatt von Pfarrern, wie vorher. [66]

In den heftig gekämpften Schlachten der Arbeiterbewegung, die die rasche Industrialisierung nach dem Bürgerkrieg begleiteten, waren die protestantischen Kirchen fest auf der Seite des Kapitals. Die Zeitungen der Kirchen des Prinzen des Friedens erklärten, Streiks müßten blutig unterdrückt werden. Während des großen Eisenbahnstreiks von 1877 erklärte die Independent: „Kompromisse sind nicht in Ordnung, wenn Männer um höhere Löhne oder gegen eine Lohnkürzung kämpfen“, und fügte hinzu: „Napoleon hatte recht, als er sagte, daß die einzige Weise, wie man mit einem Pöbel umgehen könnte, darin bestehe, ihn auszurotten“. Die Congregationalist warnte vor den „hitzigen Jüngern“ der „teuflischsten Ausschreitungen der Tage der Kommune in Paris“, und erklärte: „Laßt den Pöbel wissen, überall, daß, wenn er einen Augenblick steht, nachdem er von den ordentlichen Behörden befohlen worden ist, daß sie sich auflösen sollte, er auf der Stelle niedergeschossen wird.“ Als die Chicagoer Anarchisten zum Tode verurteilt wurden, weil sie durch ihren Kommentaren unbekannte Personen dazu „angestiftet“ hätten, eine Bombe gegen die Polizei auf dem Haymarket zu werfen, drückte die Christian Advocate die einstimmige Meinung der religiösen Presse aus, als sie erklärte: „Über Mitgefühl, Mitleid oder Verzögerung in Verbindung mit solchen Dämonen zu reden, heißt, ihre Art zu ermutigen.“ [67]

Angesichts dieses Angriffs war verständlicherweise die Arbeiterbewegung, von der nach 1880 ein großer Teil aus Einwanderern aus katholischen Ländern bestand, nicht sehr freundlich den protestantischen Kirchen gegenüber. Samuel Gompers, der kaum ein leidenschaftlicher Radikaler war, erklärte 1898: „meine Mitarbeiter sind dazu gekommen, die Kirche und die Geistlichkeit als Apologeten [Anhänger] und Verteidiger des Unrechts, das gegen die Interessen des Volkes begangen wird.“ [68]

Aber wie in England und Deutschland, als die Gewerkschaften in Stärke wuchsen und die herrschende Klasse die Notwendigkeit spürte, einen Kompromiß mit der Arbeiterbürokratie einzugehen, taten die Kirchen das Gleiche. In den Vereinigten Staaten hat diese Bewegung unter dem Namen des Sozialen Evangeliums vorgestellt. Walter Rauschenbach, der Hauptpropagator des Sozialen Evangeliums, sprach von der Notwendigkeit für die Kirchen, die Arbeiter, die sie zur Arbeiterbewegung verloren hatten, wieder zu gewinnen:

Es gibt keine Zweifel darüber, daß in allen industrialisierenden Nationen Europas und in unserem eigenen Land die arbeitenden Klassen aus der Verbindung mit ihren Kirchen und Synagogen aussteigen und im großen Ausmaß ihre Hingabe den gesellschaftlichen [sozialen] Bewegungen übertragen, so daß es aussieht, als ob das gesellschaftliche [soziale] Interesse die Religion ersetze. [69]

Das Soziale Evangelium hat jedoch nicht Anhänger unter den Arbeitern gewinnen können. Die evangelikalen Prediger des 19. Jahrhunderts sprachen ihresgleichen unter den Farmern [Bauern] des Grenzlands an, aber die Geistlichen des Sozialen Evangeliums sind Mittelständer [Kleinbürger] gewesen, die den Arbeitern als Schlichter zwischen Klassen Ansprachen, indem sie auf guten Willen und moralische Verbesserung drängten. Obwohl nicht vielleicht im gleichen Ausmaß wie in Europa gibt es immer noch im großen und ganzen Entfremdung der Arbeiterklasse von den größeren protestantischen Kirchen. Yinger erklärt: „Während man keine endgültige Untersuchung über die Verteilung der Mitgliedschaft der Kirchen gegeben hat, besteht der Konsens der Expertenmeinungen darin, daß die Listen zugunsten der mittleren und oberen Schichten sowie der nichtstädtischen niederen Schichten in den meisten größeren Konfessionen gewichtet sind, wobei die Katholische Kirche die Hauptausnahme ist.“ [70] Argyle und Beit-Hallahmi, die verschiedene Untersuchungen zitieren, erläutern das näher und erklären, daß Arbeiter „weniger wahrscheinlich Kirchenmitglieder sind, aber diejenigen dieser Klasse, die Kirchen Mitglieder sind, haben am wahrscheinlichsten fundamentalistische religiöse Glauben.“ [71]

Der protestantische Fundamentalismus ist besonders weit verbreitet unter Südstaatler, die in die Industriezentren umgezogen sind. Aber im Schlepptau der Gesellschaftlichen Umwandlung, die von der Industrialisierung und von der Niederschlagung des Systems der Rassentrennung durch die Bürgerrechtsbewegung hat die Religion einen Teil ihres Griffs verloren. Die Rolle, die die Kirche 1929 im berühmten Gastonia-Streik spielte, als sie die gewerkschaftlichen „Agitatoren von außen“ aus der Stadt jagte, ist nicht eine, die sie jetzt aufrechterhalten kann.

 

 

Der amerikanische Katholizismus

Abgesehen von den katholischen „alten Familien“ des kolonialen Amerikas, die Reichtum und eine hohe gesellschaftliche Position hatten, waren amerikanische Katholiken im 19. Jahrhundert bäuerliche Einwanderer aus Irland und Deutschland im früheren Teil des Jahrhunderts und aus Italien und Polen im späteren Teil. Die Iren, getrieben von englischer Unterdrückung und von Hungersnot, kamen in großen zahlen und setzten bald Hegemonie über die amerikanische Kirche ein. Da ihr Katholizismus Teil ihrer nationalen Identität war, woran sie sich beim Widerstand gegen die nationale Unterdrückung klammerten, waren sie besonders an ihrer Religion gebunden. Sie identifizierten sich noch stärker damit wegen der rassistischen und religiösen Bigotterie, die sie in den Vereinigten Staaten begegneten, wo Stellenanzeigen oft mit der Erklärung: „Iren brauchen sich nicht bewerben“, aufgelistet wurden, wo ihre Kirchen und Wohnungen oft dem Boden gleich niedergebrannt wurden und wo sie selbst oft von Mobs angegriffen und manchmal getötete wurden. Sie bekamen nur die niedrigsten Löhne und sie schmutzigsten Arbeitsstellen, einschließlich gefährlichen Arbeitsstellen im Süden, bei denen Sklavenhalter nicht Eigentum riskieren wollten, das so wertvoll war wie ihre Sklaven.

Nach dem Bürgerkrieg bekam die Katholische Kirche einen Teil der Generosität der Raubbaronen. Der Einsenbahnmagnat James H. Hill, der Tausende von Einwanderern einstellte, erklärte, als er ein Million Dollar für ein katholisches Priesterseminar spendierte: „Schauen sie auf die Millionen von Ausländern, die in dieses Land hineinströmen, für die die Katholische Kirche die einzige Autorität ist, die sie fürchten bzw. respektieren. Was wird ihre soziale Ansicht, ihre politische Aktion, ihr moralischer Zustand sein, wenn jene einzige kontrollierende Kraft beseitigt werden sollte?“ [72] William Howard Taft behauptete, daß die Katholische Kirche „eins der Bollwerke gegen den Sozialismus in diesem Lande [ist] und ich begrüße ihre Anwesenheit hier“. Auch der Bischof der episkopalischen Diözese von Albany vergaß doktrinelle Unterschiede, um zu erklären, daß der Katholischen Kirche „jede Gelegenheit“ gegeben werden müsse, um ihren Einfluß über „das turbulenteste Element in unserer Bürgerschaft“ zu behalten. [73] Die Beliebtheit von Leon XII., der die Kirche der bürgerlichen Demokratie anpaßte, half dabei, gute Gefühle [freundliche Beziehungen] zu fördern. Ein katholischer Priester schrieb 1888, daß diejenigen, die „ein Viertel Jahrhundert früher den Papst als Gespenst betrachteten, mit dem man Angst in Kinder und Puritaner einjagen könnte, betrachten ihn jetzt als Verfechter der Eigentumsrechte“. [74]

Gleichzeitig konnte die Katholische Kirche nicht vergessen, daß ihre Mitgliedschaft fast völlig aus Arbeitern bestand. als der Vatikan darüber nachdachte, die Knights of Labor, eine 700.000-starken überwiegend katholische Organisation von Gewerkschaften, die vom antiklerikalen [kirchenfeindlichen] Katholik Terence Powderly geführt wurde, zu verurteilen, schrieb Kardinal Gibbons eine Mitteilung [ein Memorandum] an Leo, die [das] dagegen beriet. Es stimmte, erklärte er, daß „eine große Anzahl von Geistlichen über die revolutionären Prinzipien beunruhigt, die zweifellos über einige Mitglieder der Gewerkschaften Schande bringen“, aber „viele andere Bischöfe ... waren ebenso beunruhigt über die Ansicht [Möglichkeit], daß die Kirche vor unserem Zeitalter als Freund der mächtigen Reichen und Feind der hilflosen Armen dargestellt werden könnte“. [75] Man könnte nicht hoffen, fügte er hinzu, daß von der Kirche organisierte Gewerkschaften in den Vereinigten Staaten entstehen würden, und außerdem funktionierte die Führung der Knights of Labor als Bremse auf der Militanz. Die Verurteilung der Knights of Labor wurde Gefühle gegen den Römischen Katholizismus unter nichtkatholischen Arbeitern ermutigen. Außerdem würden die Katholiken in der Organisation, die „ständig ihre Mittel der Kirche geben“, entfremdet werden, so daß die Menge der Beiträge [8*], die Rom erhielt, wahrscheinlich zurückgehen würde. [76] Leo ließ sich von der Mitteilung [vom Menorandum] leiten.

Mit dem Verlauf der Zeit, wo Katholiken nicht mehr im untersten Schicht der amerikanischen Gesellschaft bilden, eine wichtige Mittelschicht entwickelt haben und sogar in die höchsten ökonomischen und politischen Kreise eintreten, ist ihre Stimme in den weltweiten Angelegenheiten der Kirche ständig mächtiger geworden. Der amerikanische Katholizismus, laut einer 1944er Schätzung des gut informierten Korrespondenten der New York Times Camille Cianfarra, lieferte wahrscheinlich über 50 Prozent der Einkünfte, die dem Vatikan beigetragen wurden, einen Prozentsatz, der, wie alle katholischen Kommentatoren einverstanden sind, fast sicherlich noch größer geworden ist, und mit weniger als 10 Prozent der Katholiken der Welt, lieferte er fast die Hälfte aller Studenten in Priesterseminaren. [77] Folglich sind amerikanische Katholiken nicht so bereit gewesen, sich gedankenlos den Erklärungen des Papstes anzuschließen, und eigentlich fühlen sie sich, daß sie einige Lehren in der modernen amerikanischen Effizienz zu vermitteln haben. Bei Vatikan II., obwohl amerikanische Bischöfe eine provinzielle Ehrerbietung zeigten, spielten amerikanische Theologen und Laien trotz dem undemokratischen Wesen des Verfahrens eine wichtige Rolle.

Nichtsdestotrotz, da die verschiedenen ethnischen Gruppen sich nicht mehr zusammendrängen müssen, um zu überleben, hat die Kirche Einfluß unter den ehemaligen Gläubigen verloren. Pfarrer Andrew M. Greeley, der Leiter der National Opinion Research Center bei der Universität Chicago und der Dr. Gallup der Katholischen Kirche [9*], erklärt, daß der Prozentsatz der amerikanischen Katholiken, die die Heilige Messe mindestens einmal die Woche besuchten, von 71 Prozent 1964 auf 55 Prozent 1976 fiel und daß der Prozentsatz derjenigen, die so entfremdet sind, daß sie als „außerhalb der Kirche“ zu betrachten sind, mindestens 20 Prozent beträgt. Er fügt hinzu, daß 75 Prozent die liberalisierenden Änderungen von Vatikan II. unterstützen und daß ohne die Modernisierung der Kirche die Zahl der Menschen, die die Kirche verlassen hätten, noch höher gewesen wäre. Die meisten Menschen, die die Kirche verlassen, meint er, machten das als Ergebnis der 1968er Enzyklika, die das Verbot der Empfängnisverhütung bestätigte außer durch die unsichere Rhythmusmethode, die als „Vatikaner Roulette“ bekannt geworden ist. Außerdem ist die Autorität des Papstes so sehr zurückgegangen, daß die Meinungsumfragen zeigen, das die Anwendung von Verhütungsmitteln unter katholischen Kirchgängern fast so groß ist wie ihre Anwendung unter Nichtkatholiken. [78]

 

 

Der amerikanische Judaismus

Obwohl eine kleine Anzahl von spanischen und portugiesischen Juden nach dem kolonialen Amerika kamen, nachdem sie verbannt wurden, kam die erste Welle der jüdischen Einwanderer zwischen 1830 und 1870 aus Deutschland und Mitteleuropa auf der Such nach Bürgerrechten und ökonomischen Möglichkeiten an. Sie verbreiteten sich über das ganze Land als Straßenhändler und Händler als das Grenzland sich ausbreitete. Einige erhoben sich zum Rang von Bankiers und Handelsmagnaten.

Als die deutschen Juden assimiliert wurden, fanden Mischehen statt und viele lösten sich aus dem Judaismus. Die Zeitung American Israelite warnte 1854, daß, wenn der Judaismus sich nicht den amerikanischen Gewohnheiten anpaßte, „werden wir in weniger als fünfzig Jahren keine Juden in diesem Land haben“. [79] Dementsprechend führte die Reformbewegung Änderungen ein, die von protestantischen Gottesdiensten geborgt wurden: mehr Zurückhaltung und Schicklichkeit, keine Abtrennung der Frauen, Predigten auf Englisch, gemischte Chöre, Orgel, die Modifizierung der Gesetze über Diät und des Sabbats. Sie verwandelte die messianischen Erinnerungen in eine Akzeptanz der Vorstellung, daß jüdische Träume durch den Fortschritt der westlichen Zivilisation, vor allem in den USA, verwirklicht würden.

Aber die Ängste vor dem Aussterben sowie die Hoffnungen im Überleben des Judaismus als reformierte Religion, in der, wie sie ihr zujubelte, „modernen Ära der universellen Kultur des Herzens und des Intellekts“ [80], bewies sich als illusorisch. In den 1870er Jahren beginnend, landete eine viel größere Welle von Juden, getrieben von den gewalttätigen Winden des Antisemitismus im zaristischen Rußland und im Österreichisch-Ungarischen Reich, auf der Küste von Amerika. Diese Welle wurde erst durch Einwanderungsweinschränkungen in 1924 aufgehalten und bestand aus orthodoxen Juden aus den Gettos. Die Männer trugen Kaftane und hatten Ohrlocken und Bärte; die verheirateten Frauen trugen Perücken. Zur Bestürzung der einheimischen Juden änderten sie das Bild der Juden in Amerika.

Diese Juden, die als Handwerker, Luftmenschen, Händler und Kleinhändler kamen, siedelten sich in den Slumgebieten der Großstädte ein, besonders in New York und im Nordosten. Sie traten den Kleidungs- und Nadelbranchen als billige Arbeitskräfte bei. Andere benutzten ihre handwerklichen Fertigkeiten um Tischler [Zimmerleute], Maler, Gläser, Drucker und Juwelier zu werden; viele wurden Straßenhändler und Schrotthändler.

Juden, die Arbeit in anderen Branchen suchten, begegneten Diskriminierung. Stellenanzeigen sagten häufig ausdrücklich: „Nur Christen“. Eine Anzeige für Stenographinnen, die erklärte, die Stellen seien für „gut gepflegte christliche amerikanische junge Frauen“, ist typisch. Die New York Telephone Company erklärte, sie könnte nicht „jüdische Frauen als Telefonistinnen einstellen, weil ihre Armen zu kurz sind“, aber Firmen in der Wall Street versuchten nicht zu erklären, warum sie überhaupt keine Juden für überhaupt eine Stellen einstellen würden. Zweifelsohne waren ihre Beine nicht lang genug, daß sie als Boten arbeiten könnten. [81]

Die einheimischen Juden deutscher und mitteleuropäischer Herkunft wirren kaum weniger feindselig. Sie nannten ihre osteuropäischen Mitgläubigen „ungehobelt“, „faul und unbeholfen [unfähig]“ und „abstoßende schlecht erzogene Wilde“. Die B’nai B’rith lehnte es ab, eine Gruppe von russischen Einwanderern anzuerkennen, weil – diese war, bevor sie den Anti-Defamation League gründete – sie „noch nicht zivilisiert“ seien. Die einflußreichste jüdische studentische Verbindung, der Harmony Club, schloß Osteuropäer aus; ihre inoffizielle Devise lautete: „More polish and less Polish“. [10*] Der Hebrew Standard erklärte: „Der völlig angepaßte amerikanische Jude – steht der christlichen Gesinnung um sich viel näher als dem Judaismus dieser erbärmlichen verdunkelten Hebräer.“

In der Tat stand die Nächstenliebe des amerikanischen Judentums allzu nah der christlichen Nächstenliebe, die die Einwanderer begegneten. Die United Hebrew Charities of Rochester [11*] erklärte: Die Juden haben einen beneidenswerten Ruf in den Vereinigten Staaten verdient, aber dieser ist vom Zustrom von Tausenden unterminiert worden, die nicht für den Genuß der Freiheit und der gleichen Rechte [Gleichberechtigung] reif sind, und alle, die dem jüdischen Ruf wohlmeinend gegenüberstehen, sollen so weit wie möglich sie daran hindern, hierher zu kommen. Es ist keine Überraschung, daß der antisemitische Schimpfname „kike“ ihren Ursprung unter den deutschen Juden hatte als Ausdruck der Verachtung für die Osteuropäer, deren Namen oft mit „-ki“ endeten. [82]

Die bequem etablierten einheimischen Juden wußten nicht, ob sie mehr verlegen sein sollten von den Phylakterien [?] der osteuropäischen orthodoxen Juden oder die Broschüren der osteuropäischen radikalen Juden. Die Jewish Messenger erzählte ihren Lesern, sie sollten nichts mit der „moralischen Tollwut“ der jüdischen „Nihilisten, Sozialisten oder Anarchisten“ zu tun haben. Bei der Educational Alliance of New York [12*] versuchten einheimische Juden ihr Bestes, um den Amerikanismus den Neuankömmlingen zu erklären. Professoren und Geistliche, Juden und Nichtjuden, referierten da über die Übel des Sozialismus und predigten über die Eitelkeit aller Sachen dieser Welt. [83] Merkwürdigerweise waren es die deutschen Juden, die die irdischen Güter hatten, und die osteuropäischen Juden, die keine hatten.

Als das 20. Jahrhundert fortschritt, lernten die osteuropäischen Juden jedoch amerikanische Gebräuche und stiegen auf der gesellschaftlichen Leiter. Mit ihren Händlertraditionen und ihre Hingabe zur Gelehrsamkeit wurden immer mehr von ihnen Geschäftsmänner („Ein Jude würde lieber, fünf Dollar pro Woche als Geschäftsmann in einer Sache verdienen, als zehn Dollar pro Woche als Angestellter eines anderen“, behauptete man.), Verkäufer [Vertreter], Büroangestellte, und schließlich Mitglieder der freien Berufen (Lehrer, Ärzte, Rechtsanwälte). Die Feindseligkeit zwischen den „Russen“ und den „Deutschen“ gaben nach und kulturelle und ethnische Verschmelzung fand statt. Religiöse Praktiken näherten sich allmählich einander an, als die orthodoxen Juden sich der amerikanischen Lebensweise anpaßten.

Nichtsdestotrotz blieb ein beträchtlicher Anteil der jüdischen Einwanderer Teil der Arbeiterklasse und radikal, bis der Wohlstand der Jahre des Zweiten Weltkriegs und der 1950er Jahre den Prozeß der Entproletarisierung vervollständigte. Es gibt aber viele alternde und arme Juden immer noch in den alten jüdischen Wohngebieten von New York, Miami Beach, Chicago und Philadelphia. Etwa ein Viertel Million Juden wohnen in New York, die Mehrheit von ihnen ist über 65 Jahre alt, leben unter der offiziellen Armutsgrenze ($ 3.500 pro Jahr) und etwa weitere 150.000 leben knapp über diesem Niveau mit einem Einkommen von $ 3.500 bis $ 4.000 pro Jahr. [84]

Mit dem Rückgang der radikalen Organisationen sind Juden immer mehr an der Synagoge verbunden. Aber der Synagoge selbst, wie die christlichen Kirchen, ist mehr säkularisiert worden, ein sozialer Treffpunkt, dessen Sorgen um religiöse Doktrin minimal ist. Die Bar-Mizwa, die Zeremonie, die einen Jungen dem Judaismus im Alter von dreizehn weiht, wird jetzt von fast jeder jüdischen Familie gefeiert, anders als vor einigen Jahrzehnten, aber sie ist ein Fest, oft äußerst üppig, mit nur nomineller religiöser Bedeutung. Es hat aber auch eine Gegenbewegung hin zur Orthodoxie gegeben seitens Juden, die sicherer in ihrer amerikanischen Identität sich mehrt darum kümmern, ihre jüdische Identität als Reaktion auf dem Holocaust und als Ausdruck ihres Stolzes über Israel zu behalten.

Als Ergebnis nicht nur ihrer Entproletarisierung sondern auch des Antikommunismus, der vom Antisemitismus des Regimes in der Sowjetunion verursacht wird, und der häufigen Erstickung der Kritik an der amerikanischen Außenpolitik, die die jüdische Unterstützung von Israel mit sich bringt, sind Juden zum großen Teil konservativ geworden, obwohl viele stolz darauf sind, daß sie liberal seien. Aber zur Bestürzung von Neokonservativen jüdischen Intellektuellen wie Norman Podhoretz ist die Tradition des radikalen jüdischen Intellektuellen nicht ganz tot. Wenn der durchschnittliche kleinbürgerliche Jude sich bequem zu Hause in den USA fühlt, ebenso wie der durchschnittliche kleinbürgerliche Jude in Deutschland vor Hitler bequem zu Hause fühlte, fühlen sich viele jüdische Intellektuelle, wie andere amerikanische Intellektuelle, von einer Gesellschaft entfremdet, die geistig krank ist.

 

 

Die religiöse Lage heute: das System der drei Religionen

Der Prozentsatz der Bevölkerung, den die Kirchenmitglieder bilden, ist in den Vereinigten Staaten viel größer als in den europäischen Ländern und dieser Prozentsatz steigt, geht nicht wie in den europäischen Ländern zurück. Es gibt eine Anzahl von Faktoren, die diese Erscheinung erklären.

Die Vereinigten Staaten sind ein Land, das aus Einwanderern besteht. Deutschen, schwedische, norwegische Lutheraner; deutsche Methodisten; armenische Kongregationalisten; irische, deutsche, italienische, polnische Katholiken; deutsche, russische, ungarische Juden – alle fanden, daß ihre Kirchen und Synagogen kulturelle Einrichtungen waren, die ihre ethnischen Gemeinschaften in einer neuen und verwirrenden Welt zusammenband. Als sie unter dem Druck zur Homogenisierung des amerikanischen Lebens ihre Sprachen und andere Aspekte ihrer Kulturen verloren, behielten sie ihre Religionen, das einzige Merkmal ihrer Kulturen, die gesellschaftliche Anerkennung bekam. Bis Ende des 19. Jahrhunderts galt das auch einigermaßen für den Katholizismus und den Judaismus, die als weniger fremd betrachtet wurden als den giftigen „unamerikanischen“ Sozialismus, gegen den sie Gegengifte seien, und die nach dem Zweiten Weltkrieg in das religiöse Establishment völlig integriert wurden. In einem riesigen Land mit einer geographisch mobilen Bevölkerung wurden die Kirchen und Synagogen zu sozialen Zentren für diejenigen, die in eine neue Stadt ankamen, gehen könnten, um Menschen zu treffen, mit denen sie „etwas Gemeinsames“ hätten.

Die Akzeptanz der verschiedenen Sekten und Religionen wurde durch die Trennung von Staat und Kirche gefördert, die während der Revolution und gleich danach eingeführt wurde. Das wurde von De Tocqueville erkannt, der erklärte, daß, da es in den Vereinigten Staaten keine offizielle Religion gebe, die die Schande der unbeliebten vom Staat durchgeführten Maßnahmen trage, werde der religiöse Glaube nicht unterminiert, wie das der Fall ist in Ländern, wo Staat und Kirche zusammengebunden seien. Folglich: „Christliche Sekten sind unendlich aufgefächert und werden ständig modifiziert; aber das Christentum selbst ist eine etablierte und unwiderstehliche Tatsache, die es niemand unternimmt, sie entweder anzugreifen oder zu verteidigen.“ [85] Obwohl man De Tocquevilles Bemerkung modifizieren muß durch die Tatsache der Existenz des früheren populären Freidenkens, das von der religiösen Flut überschwemmt wurde, und von der Tatsache der Herausforderungen der Religion am Ende des 19. Jahrhunderts und am Anfang des 20. Jahrhunderts durch bürgerlichen Rationalisten wie Colonel Ingersoll und Clarence Darrow, stimmt sie im Grunde genommen immer noch.

Die Vielfalt der Religionen war nicht nur das Ergebnis des Zustroms von Einwanderern aus verschiedenen Ländern, sondern hat auch den Farmern des Grenzlandes zu verdanken, die der amerikanischen Religion ihren Stempel aufdrückten. Diese Kleinfarmer waren nicht wie die Bauern der Alten Welt, die damit zufrieden waren, ihre geerbte Religion zu bewahren. Die amerikanische Landwirtschaft war eine kommerzielle kapitalistische Landwirtschaft und die Religion ihrer Farmer war hoch individualistisch. Aber mit dem Konkurrenzdenken der Sekten gab es, wie De Tocqueville erklärt, die Annahme, daß die Existenz der Religion als solche als Gegebenes angenommen werden sollte.

De Tocqueville erklärte auch, daß in den Vereinigten Staaten die Religion „mit ... all den Gefühlen des Patriotismus vermischt“ werde, „woher sie eine besondere Kraft gewinnt“. [86] Wir haben gesehen, wie die puritanische Erbe dazu führte, daß die amerikanische kapitalistische Ideologie die amerikanische Nation als ein Auserwähltes Volk darstellt. Der steile Anstieg der Zahl der Kirchenmitglieder und der Kirchgänger, der gleich nach dem Zweiten Weltkrieg stattfand, war zweifellos mit dem Anfang des kalten Kriegs verbunden. „In Gott verhauen wir“: [13*] Auf der Seite der „Guten“ habe Gott uns nie in Stich gelassen, und er würde es auch jetzt nicht machen. Die Religion wurde Saals Amerikas „Geheimwaffe“ gefeiert, „noch mächtiger“, wie ein religiöser Führer erklärte, „als die H-Bombe“ [87] – was selbstverständlich die Regierung nicht daran hinderte, H-Bomben anzuhäufen.

Die Faktoren, die die Dauerhaftigkeit der amerikanischen Religion erklären, sind miteinander verbunden. Letzten Endes entsteht die Unverwechselbarkeit der amerikanischen Religion aus den charakteristischen [unverwechselbaren] Merkmalen des amerikanischen Kapitalismus: der Zerstörung der relativ schwachen feudalen Einrichtungen, was es unnötig machte, daß die Bourgeoisie sich an einem lähmenden Kompromiß mit Thron, Altar und Landadel zu beteiligen wie in Großbritannien und in Europa; einer riesigen Menge von billigem Land, das den Farmern als freien Grundeigentümern zur Verfügung stand; der importierten billigen ausländischen Arbeitskräften, wo jede neue Generation der Reihe nach der Extraausbeutung unterworfen wurde; der Vorherrschaft des amerikanischen Imperialismus über andere Länder seit dem Ersten Weltkrieg. Diese Faktoren haben sich bisher zuungunsten der Entwicklung einer sozialistischen Massenbewegung und einer marxistischen Partei ausgewirkt, was der Reihe nach die religiöse Lage beeinflußt hat.

Während der Industrialismus und die Verbreitung von wissenschaftlichem Wissen dazu geführt haben, daß die europäischen Kirchen eine verkleinerte Mitgliedschaft haben, haben sie in den USA die Religion selbst säkularisiert. Religiöse Glauben haben nicht sehr viel mit dem normalen alltäglichen Leben zu tun. Was man sechst Tage pro Woche macht, ist eine Sache; was man in der Kirche am Sonntag hört, ist etwas Anderes. Das ist nicht sosehr das Ergebnis der bewußten Heuchelei als der Verwirrung und der Oberflächlichkeit des Denkens. Doktrinen und Dogmas sind zusammengebrochen, die Religion ist bloß eine Hülle mit sehr fing Inhalt. Sie dient hauptsächlich als Verstärkung für die ritualisierten Abstraktionen der Rotary Clubs und der Kiwanis – „Demokratie“, „freie Marktwirtschaft“, „freiwilliger sozialer Dienst“ „positives Denken“ –, die den säkularen Glauben des amerikanischen Kapitalismus bilden. [88]

Drei religiöse Glaubensrichtungen –der Protestantismus, der Katholizismus und der Judaismus – sind die „offiziellen“ Religionen in den Vereinigten Staaten heute. Das System der drei Religionen läßt sich mit dem Zweiparteiensystem vergleichen, das dazu entworfen ist, das politische Monopol für die Parteien des Kapitalismus zu versichern. Durch die Gesetze über steuerfreie Beiträge, die die Kirchen von Steuern für ihren riesigen Besitz an Grundeigentum und an Investitionen befreien, gibt der amerikanische Staat den Kirchen in Wirklichkeit größere Unterstützung als die europäischen Länder mit Staatskirchen. Natürlich bekommen die schwarzen Kulten, die in kleinen Läden arbeiten, keine solche Hilfe, da sie keinen solchen Besitz an Grundeigentum und Investitionen haben. Das ist ein Prozeß der gleichen Art wie in politischen Kampagnen, in denen der Staat große Summen der reichen Demokratischen und der reichen Republikanischen Partei gibt, aber keine Gelder stehen den kleinen armen Parteien zur Verfügung.

Peter L. Berger kennzeichnet deshalb zurecht die Trennung zwischen Staat und Kirche, die vorherrscht,. nicht so sehr als Scheidung zwischen denjenigen, die früher verheiratet gewesen seien, sondern eine „polygame Vereinbarung, wobei alle Ehefrauen gleich die Gunsten teilen, die vom Ehemann-Staat verteilt“ (obwohl, er hätte hinzufügen können, die reicheren Ehefrauen in der Praxis größere Gunsten genießen). Die „Wand der Trennung“ dient dazu, aus dem politischen Harem „bestimmte weniger anständige Kandidaten“ herauszuhalten, und „trennt von der Anständigkeit Henne wenigen kämpferischen Säkularisten in unserer Mitte, die überhaupt nichts mit dieser religiös-politischen Ehe zu tun haben wollen“. [89] Gegen diese Säkularisten können religiöse Körperschaften, die als Agenturen in solchen Fragen wie der Adoption von Kindern bzw. der Auswahl und dem Sieben von politischen Flüchtlingen dienen, verschiedene Sanktionen auferlegen.

Das System der Kapläne in den Streitkräften veranschaulicht am besten das Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Geistliche bekommen bevorzugte Behandlung, indem sie von der Einberufung zur Wehrpflicht befreit sind. Diejenigen, die den Streitkräften beitreten, werden automatisch als Offiziere ernannt. Zusätzlich zur Durchführung von Gottesdiensten werden sie dazu verpflichtet, Referate zur „Leitung des Charakters“ zu halten und als Stütze der Moral zu handeln. Wenn ein geistlicher Soldaten beraten sollte, daß ein Krieg, an dem das Land sich beteiligte, übel sei, würde er nicht lange an seinem Posten bleiben. Als Gegenleistung für Sonderprivilegien wird von der Kirche erwartet, daß sie den Staat dient.

 

 

„Jesus-Freaks“, Mormonen und Evangelikale

Als während der Präsidentschaft von Eisenhower in den 1950er Jahren Will Herberg über die „offiziellen Religionen der Vereinigten Staaten schrieb, schienen diese Religionen überhaupt keine Herausforderer zu haben. Aber die Unterminierung der Stabilität dieser Ära hat zum Wachstum neuer religiösen Bewegungen geführt.

Während der 1960er Jahre wandten sich entfremdete mittelständische [kleinbürgerliche] Jugendliche zum Zen und zum östlichen Mystizismus. Aber unter dem Einfluß der vorherrschenden christlichen Kultur wandten sich viele von ihnen zu einer gegenkulturellen Form des Christentums, das schließlich im Nahen Osten angefangen hatte und dessen Uranhänger kommunales Leben praktiziert hatten. Sie wurden als „Jesus-Freaks“ bekannt, eine Phrase, die aus der Phrase „freak out“ stammt, die in der Drogenkultur, wovon sie ein Teil waren, bedeutet, „sich unter dem Einfluß von Drogen merkwürdig zu verhalten“. Es ist eine Bezeichnung, die angemessen genug ist. Die „Jesus-Freaks“ oder die „Jesus People“, wie sie schicklicher benannt worden sind, sind zum großen Teil von der evangelistischen Bewegung einverleibt worden, wo sie Teil des unorthodoxen Flügels bilden.

Eine Kirche, die ein großes Wachstum während der 1970er Jahre erfuhr, indem ihre Mitgliedschaft in den USA von 1,7 Millionen am Anfang des Jahrzehnts auf 3,1 Millionen am Ende wuchs, war die Mormonenkirche. Der Mormonismus wurde als utopisch-kommunale Bewegung von theologischer Inspiration während der religiösen Gärung der 1820er Jahre geboren. In seiner Betonung auf dem zentralen Platz der USA im göttlichen Schema der Dinger und in seiner optimistischen Doktrin des Fortschritts, worin der Mensch zur endlosen Entwicklung fähig sei, bis er buchstäblich ein Gott werde mit der Macht, Welten zu schaffen, ist eine besonders amerikanische Religion. Diese ist wirklich die Vergöttlichung des allgemeinen Menschen: Nicht nur sei jeder Mann ein König, wie der Populist Huey Long sagen sollte, sondern jeder Mann sei ein Gott. Die Äußerung, die unter Mormonen zum Sprichwort wurde, lautet: „Wie der Mensch jetzt ist, war einmal Gott; wie Gott jetzt ist, kann der Mensch werden.“ Zur Doktrin des selbstgemachten Menschen fügte der Mormonismus die Doktrin des selbstgemachten Gottes hinzu: „Der Mormonismus hat die Vorstellung einer selbstgemachten Gottheit entwickelt, die durch Aktivismus und Anstrengung eine relative Meisterschaft über die Welt errungen hat ... Das Verhältnis Gottes mit der Welt ist das eines mächtigen Erfinders [Machers], eine Projektion des Verhältnisses des amerikanischen Menschen mit dem amerikanischen Kontinent.“ [90]

Die radikal andere [unterschiedliche/verschiedene] Theologie des Mormonismus, seine Polygamie und seine Behauptung, daß er der Menschheit eine neue Bibel [91] liefere, machten ihn zu einem Gegenstand des Hasses. Er zog jedoch an sich arme Bauern und diejenigen an, die von Land verdrängt worden waren, das zu teuer geworden war. Nach Westen durch Verfolgung vertrieben, kamen die Mormonen schließlich in Utah an. Hier wurde im Verlauf der Zeit, besonders nachdem die Mormonenkirche sich den Forderungen der Regierung der Vereinigten Staaten angepaßt hatte, um Bundesstaat werden zu können, ging sein früherer Egalitarismus verloren. Joseph Smith hatte die Offenbarung bekommen: „Jeder darf entsprechend seinen Bedürfnissen bekommen“, aber der Überschuß seiner Verdienste sollte an die Kirche gehen, die ihn denjenigen geben, die nicht genug hätten, und damit Land für das Neue Jerusalem kaufen würde. [92] Diese Regelung wurde zur Zahlung eines Zehnten modifiziert, der ein Zehntel seines Einkommens betragen sollte, und diese Gelder, die investiert und wieder investiert wurden, wurden zur Quelle des riesigen Reichtums der Kirche heute.

Die heutige Mormonenkirche ist laut Gordon Weil, dem Beauftragten für die Regelung des Geschäfts im Bundesstaat Maine, unter den obersten 50 Korporationen in den USA und hat ein Gesamtguthaben von mindestens $ 2 Milliarden. Das Quorum der Zwölf Apostel, das den Präsidenten berät – der immer noch als ein von Gott inspirierten Prophet betrachtet wird – und die autoritäre Struktur der Kirche leitet, sind oft Mitglieder der Vorstände und der Aufsichtsräte von Korporationen in Utah, die mit der Kirche verbunden sind.

Historisch hat die Mormonenhierarchie enge Beziehungen mit der Republikanischen Partei seit der Verleihung des Status als Bundesstaat gehabt. Das höchste Mitglied des jetzigen Quorums, der traditionell zum Präsidenten gewählt wird, nachdem der herrschende Prophet zu seiner Belohnung ins Jenseits übergangen ist, ist Ezra Taft Benson, ein führendes Mitglied der John Birch Society. [14*] Trotz seiner Einwände gegen „große Regierung“ und ihrer bürokratischen Einmischung ins wirtschaftliche Leben gab Benson als Landwirtschaftsminister in der Eisenhower-Regierung riesige Summen an Korporationen und Millionäre, die sich an der Agrarindustrie beteiligten, so daß sie die Produktion einstellen sollten, während die Mehrheit der Weltbevölkerung unter Unterernährung litt. Offenbar glauben die Führer der Mormonen jetzt an den Sozialismus für die Reichen und an den Kapitalismus für die Armen.

Der soziale Konservatismus der Mormonenkirche hat sich besonders offensichtlich in seinem Kampf gegen die Gleichberechtigungsänderung zur Verfassung [15*] gezeigt. Aber die Verstreuung und Verstädterung der Mormonen, die jetzt zum großen Teil Teil der Mittelschichten sind, hat die Kirche anderen Zwängen und Einflüssen ausgesetzt. „Die Zahl der Scheidungen steigt ..., einige Kritiker innerhalb der Kirche glauben, daß Kirchenmitglieder der Führung zu blind folgen; und die Auswirkung des Feminismus beunruhigt das mormonische Muster von streng definierten Geschlechterrollen, wo das Familien- und Kirchenleben von Männern dominiert wird.“ [93] Diese sind jedoch nur Untertöne; die herrschende Elite bleibt zur Zeit fest im Sattel.

Eine noch mächtigere reaktionäre Kraft als die Mormonenkirche ist in der evangelikalen Bewegung konzentriert. Während Evangelikalen in großen zahlen in den größeren Kirchen sowie in den kleineren Kirchen anwesend sind, stellen sie sich der Art säkularisierter Religion entgegen, die von der Führung der größeren Kirchen vertreten wird. Was die Evangelikalen unterscheidet, ist ihre Behauptung, daß sie durch eine Verpflichtung an Christus und den Wunsch, das gute Wort auszubreiten, „wiedergeboren“ seien. Im allgemeinen sind sie in ihrer Lesung [ihrem Verständnis] der Bibel fundamentalistisch. Zum großen Teil bestehen sie aus Mitgliedern der Mittelschichten [aus Kleinbürgern], die von der sozialen Unruhe in den Vereinigten Staaten bestürzt sind, die sich in der Schwarzen-, der Frauen- und der Jugendbewegung bekunden [94]; viel von ihnen sind äußerst konservativ (was nicht der Fall mit den schwarzen Evangelikalen ist). Sie traten offen als politische Kraft zugunsten von Ronald Reagan in der 1980er Präsidentschaftswahl hervor, obwohl die anderen Kandidaten Carter und Anderson sich ebenso wie Reagan „wiedergeborene Christen“ nannten. Bei der 1984er Präsidentschaftskampagne spielten sie eine noch prominentere rolle bei der Konvention der Republikaner. Bei einem Gebetsfrühstück erzählte Reagan diesen Zeloten, daß diejenigen, die sich dem Beten in der Schule entgegenstellten, der Religion gegenüber „intolerant“ seien. Reagans eigene Toleranz schließt religiöse Bigotten ein, wie durch die Tatsache gezeigt wurde, daß Hochwürden James Robison, der das Eröffnungsgebet bei der Konvention der Republikaner hielt [vortrug], einmal einen Antisemiten definierte als „jemanden, der Juden mehr haßt, als er sie hassen sollte“. [95]

Der Evangelikalismus in unserer Zeit bekam, könnte man sagen, seinen Anstoß mit der 1949er Kampagne Billy Grahams, Verpflichtungen an Jesus zu gewinnen, die durch ihre Warnungen vor der Drohung des Kommunismus und vor einem kommenden Armageddon bemerkenswert war. Die Kampagne bekam einen großen Anstoß durch einen Telegramm von William Randolph Hearst an die Redakteure seiner Zeitungskette, daß sie „Graham hochjubeln“ sollten. [96]

Heute bekommen verschiedene evangelikale Organisationen, die mit den Rechtsextremen verbunden sind, großen finanzielle Unterstützung von einigen der reichsten Männer Amerikas. Nelson Bunker Hunt, der texanische Erdölmagnat, der im Vorstand der John Birch Society ist, versprach mehr als $ 10 Millionen – er wollte nicht sagen wie viel mehr – für einen Versuch der Campus Crusade for Christ, $ 1 Milliarde zu sammeln, und er diente als Geldaufbringer, indem er andere Spender dazu brachte, $ 1 Million oder mehr zu versprechen. [97] Die Heritage Foundation, ein konservativer Beraterstab, wurde von Robert Billings, der der Leiter der Moral Majority des Fernseh-Evangelisten Falwell und der Vertreter Reagans für religiöse Zusammenarbeit ist, mit Geld von Joseph Coors von der Brauerei-Familie Coors angefangen, der auch Geld der John Birch Society beitrug. Die Christian Freedom Foundation, eine „Interessenvertretung für Bildung“, wird von J. Howard Pew, dem Gründer der Sun Oil Company und „anderen Geschäftsmännern, die für das System der freien Marktwirtschaft eintreten“, finanziert. [98] Sie sind offenbar darauf entschlossen, dafür einzutreten, bis der Tod sie scheidet. [16*]

Der Evangelikalismus, der mehrere Kirchen überschneidet, hat aus uralten Feinden merkwürdige Mitarbeiter gemacht, und schließt sowohl katholischen Evangelikalen als Auch Evangelikalen aus protestantischen Sekten ein, die früher gegen die Katholische Kirche als „Hure Babylon“ eiferten. Es gibt sogar einige Messianische Juden, die die den Gottesdienst am Samstag feiern, die jüdischen Feiertage einhalten und Scheitelkäppchen tragen, aber die Gottheit Jesus annehmen. Evangelikale Christen haben auch Verbindungen mit orthodoxeren Juden gebildet. Vierzehn prominente Evangelikale Pfarrer verkündeten in einer vollseitigen Anzeige in der New York Times und in anderen Zeitungen ihre Unterstützung für Israel einschließlich seinem „Recht“ auf einem ungeteilten Jerusalem und dem besetzten Gebiet Westjordanland. Hochwürden Carl D. McIntyre, der die Rassisten George Wallace und Lester Maddox unterstützte und die faschistischen Minutemen [17*] verteidigte, machte dasselbe in seiner eigenen ähnlichen Anzeige. Diese Unterstützung für Israel stammt aus dem Antikommunismus und aus dem Glauben, die aus einer Lesung der Bibel abgeleitet wird, daß die Sammlung der Juden in Israel ein Vorspiel der Wiederkunft Christi sei.

Juden haben ihrerseits positiv auf den fundamentalistischen Protestanten reagiert, die oft in der Vergangenheit ausgesprochen antisemitisch waren. „Seit 1967“, sagt Kenneth A. Briggs, der Redakteur für Religion bei der New York Times, „hat das Amerikanisch-Jüdische Komitee ihre wichtigsten Ressourcen im Bereich der zwischenreligiösen Angelegenheiten dem Brückenaufbau mit den Evangelikalen gewidmet. Dabei hat das Komitee den liberalen Protestanten gewandt mit der Begründung, daß sie bei der Unterstützung von Israel ausgeblieben sind.“ [99] Das Amerikanisch-Jüdische Komitee sollte jedoch bei seinem Liebäugeln vorsichtig sein: Alte Denkweisen sind hartnäckig. Bei einer Veranstaltung von 15.000 Fundamentalisten, meistens Pfarrer, am 22. August 1980, erklärte der Präsident der Südlich-Baptistischen Konvention, Bailey Smith: „Der allmächtige Gott hört nicht das Gebet des Juden an, denn wie überhaupt kann Gott das Gebet eines Mannes anhören, der sagt, Jesus Christus sei nicht der wahre Messias?“ Pfarrer Smith erachtet es vielleicht als Glück für Israel, daß solche wie er selbst, die das Ohr Gottes haben, dafür beten, aber Juden sollten diesem Ausdruck des antisemitischen Vorurteils Beachtung schenken.

Und nicht nur die Juden: Diese reaktionäre Bewegung, deren Wachstum eine Verschiebung nach rechts unter den religiösen Kräften kennzeichnet, ist der Feind aller Klassen und Rassen.

 

 

Anmerkungen

1. Larzer Ziff, Puritanism in America, Viking Press, New York 1973, S.177.

2. George Novack, „A Suppressed Chapter in the History of American Capitalism: The Conquest of the Indians“, in Robert Himmel (Hrsg.), Marxist Essays in American History, Merit Publishers, New York 1966, S.23.

3. Ziff, a.a.O., S.90-1.

4. ebenda, S.91.

5. zit. von H. Richard Niebuhr, The Social Sources of Denominationalism, The Shoe String Press, Hamden (Conn.) 1954, S.104.

6. Alexis De Tocqueville, Democracy in America, Bd.2, Kap.9.

7. V.F. Calverton, The Passing of the Gods, Charles Scribner’s Sons, New York 1934, S.220.

8. New York Times, 22. September 1980.

9. Charles A. Beard u. Mary R. Beard, The Rise of American Civilization, Bd.I, Macmillan, New York 1961, S.212-3.

10. Eric Foner, Tom Paine and Revolutionary America, Oxford University Press, New York 1976, S.115-6.

11. G. Adolf Koch, Republican Religion: The American Revolution and the Cult of Reason, Henry Holt, New York 1933.

12. zit. in William G. McLoughlin, Revivals, Awakenings and Reform: An Essay on Religion and Social Change in America, 1607-1977, University of Chicago Press, Chicago 1978, S.44.

13. William G. McLoughlin, „The American Revolution as a Religious Revival: ‘The Millennium in One Country’“, New England Quarterly 40 (1967), S.107

14. Foner, a.a.O., S.111–2.

15. ebenda, S.112–7.

16. Beard, a.a.O., Bd.I, S.271.

17. Koch, a.a.O., S.10-1.

18. J. Franklin Jameson, The American Revolution Considered as a Social Movement, Beacon Press, Boston 1956, S.94.

19. Clement Eaton, Freedom of Thought in the Old South, Duke University Press, Durham (NC) 1940, S.15.

20. Koch, a.a.O., S.71.

21. s. Herbert E. Morais, Deism in Eighteenth Century America, Russell & Russell, New York 1960. Unter anderen waren Jefferson, Franklin, Paine und Ethan Allen Deisten, und George Washington und James Madison waren Freidenker mit deistischen Tendenzen. Jefferson, der mit der Französischen Revolution identifiziert wurde, wurde 1800 von den kongregationalistischen Geistlichen „den Erzapostel der Sache der Gottlosigkeit und des Freidenkens“ angegriffen. (Morais, S.117); s. auch Koch, a.a.O., S.284 Anm.

22. Calverton, a.a.O., 235.

23. Koch, a.a.O., S.252-5.

24. Calverton, a.a.O., S.234.

25. Koch, a.a.O., S.252-5.

26. ebenda, S.258-9.

27. Henry F. May, Protestant Churches and Industrial America, Octagon Books, New York 1963, S.9.

28. Koch, a.a.O., S.275 u. 277.

29. McLoughlin, Revivals, Awakenings and Reform, S.126.

30. De Tocqueville, a.a.O., Bd.2, Kap.12.

31. Jeremy Rifkin u. Ted Howard, The Emerging Order: God in the Age of Scarcity, G.P. Putnam’s Sons, New York 1979, S.153.

32. ebenda, S.154.

33. Niebuhr, a.a.O., S.170.

34. Beard, a.a.O., Bd.II, S.9.

35. Niebuhr, a.a.O., S.192-3.

36. ebenda, S.193.

37. ebenda, S.193-4.

38. Calverton, a.a.O., S.247.

39. Niebuhr, a.a.O., S.196

40. Russel B. Nye, William Lloyd Garrison and the Humanitarian Reformers, Little, Brown, Boston 1955, S.108.

41. ebenda, S.33-4.

42. ebenda, S.108.

43. Niebuhr, a.a.O., S.248-9.

44. ebenda, S.242.

45. Albert J. Raboteau, Slave Religion: The ‘Invisible Institution’ in the Antebellum South, Oxford University Press, New York 1978, S.163.

46. Gayraud S. Wilmore, Black Religion and Black Radicalism, Doubleday, Garden City (NY) 1972, S.54 u. S.55.

47. ebenda, S.56 u. S.58-9.

48. Raboteau, a.a.O., S.247.

49. ebenda, S.311-2.

50. Wilmore, a.a.O., S.69.

51. ebenda, S.100.

52. Raboteau, a.a.O., S.314.

53. Wilmore, a.a.O., S.196.

54. zit. ebenda, S.115.

55. zit. in Arthur Huff Fauset, Black Gods of the Metropolis: Negro Religious Cults in the Urban North, University of Pennsylvania Press, Pittsburgh 1971, S.7.

56. Wilmore, a.a.O., S.234–5.

57. Fauset, a.a.O., S.100.

58. Wilmore, a.a.O., S.243.

59. ebenda, S.244 u. S.245.

60. ebenda, S.245.

61. ebenda, S.272.

62. Malcolm X (Hrsg. George Breitman), By Any Means Necessary, Pathfinder Press, New York 1970, S.91.

63. May, a.a.O., S.15.

64. J. Milton Yinger, Religion in the Struggle for Power: A Study in the Sociology of Religion, Duke University Press, (???) 1946, S.132.

65. Matthew Josephson, The Robber Barons: The Great American Capitalists 1861-1901, Harcourt, Brace, New York 1934, S.322–3.

66. William W. Sweet, The Story of Religion in America, Harper, New York 1939, S.500-4.

67. May, a.a.O., S.92, S.93 u. S.101.

68. Yinger, a.a.O., S.134.

69. ebenda.

70. ebenda, S.153.

71. Michael Argyle u. Benjamin Beit-Hallahmi, The Social Psychology of Religion, Routledge and Kegan Paul, Boston 1975, S.162.

72. Robert D. Cross, The Emergence of Liberal Catholicism in America, Harvard University Press, Harvard 1958, S.34-5.

73. ebenda, S.34 u. S.35.

74. ebenda, S.48.

75. Yinger, a.a.O., S.148.

76. Cross, a.a.O., S.117.

77. Paul Blanshard, Paul Blanshard on Vatican II, Beacon Press, Boston 1966, S.13.

78. New York Times, 29. Januar 1979.

79. Will Heberg, Protestant-Catholic-Jew, Doubleday, Garden City (NY) 1960, S.175.

80. ebenda, S.200, Anm. 8.

81. Stanley Feldstein, The Land That I Show You: Three Centuries of Jewish Life in America, Doubleday, Garden City (NY) 1978, S.250.

82. ebenda, S.106, S.157 u. S.158 Anm.

83. ebenda, S.158.

84. ebenda, S.460.

85. De Tocqueville, a.a.O., Bd.I, Kap.1.

86. ebenda.

87. Herberg, a.a.O., S.60.

88. ebenda, S.82-3.

89. Peter L. Berger, The Noise of Solemn Assemblies: Christian Commitment and the Religious Establishment in America, Doubleday, Garden City (NY) 1961, S.59.

90. Thomas F. O’Dea, The Mormons, University of Chicago Press, Chicago 1957, S.124.

91. Der Gründer des Mormonismus, Joseph Smith, ein Mann mit einer charismatischen Persönlichkeit und einer gewandten Phantasie, erklärte, daß ein Engel ihn zu versteckten goldenen Tabletten geführt habe, die er mit der Hilfe von „Sehersteinen“, die ihm vom Engel gegeben würden, entziffert und abgeschrieben habe. Fawn Brodie, die Pulitzer-Preis gewinnende Historikerin, zeigt in ihrer sorgfältig geforschten Biographie von Smith, daß er als junger Mann einen Ruf als Lügner hatte und daß kirchliche Dokumente beweisen, daß er in den letzten zwei Jahren vor seinem Tod mindestens 40 Frauen verehelichte, während er leugnete, daß er Polygamie praktizierte. Trotzdem, während Smith zweifellos Fiktionen fabrizierte, betrachtete er sich zweifelsohne als Agenten Gottes, eine selbstgemachten Propheten, der durch seine eigenen Anstrengungen eine neue Religion im Dienste der Gottheit gegründet habe.

92. O’Dea, a.a.O., S.189.

93. New York Times, 30. März 1980.

94. Über die Klassenzusammensetzung der Evangelikalen s. Rifkin u. Howard, a.a.O., S.178 u. S.240.

95. New York Times, 6. Januar 1980

96. Lowell D. Streiker u. Gerald B. Strober, Religion and the New Majority: Billy Graham, Middle America and the Politics of the 1970s, Association Press, New York 1972, S.30.

97. New York Times, 8. Oktober 1984.

98. ebenda, 18. August 1980.

99. ebenda, 16. Dezember 1977.

 

 

Anmerkungen des Übersetzers

1*. Die Tories, Vorgänger der modernen britischen Konservativen Partei, waren sozial und politisch konservativ, also Anhänger des Status quo.

2*. Auf Deutsch: „rotes Netzwerk“.

3*. Auf Deutsch: „Zeitalter der Vernunft“, Titel einer sehr wichtigen englischsprachigen Verteidigung der Französischen Revolution, die von einer sehr wichtigen Theoretiker der Amerikanischen Revolution, Tom Paine, geschrieben wurde.

4*. Der Text lautet im Original: „O Canaan, sweet Canaan,/ I am bound for the land of Canaan.“

5*. Der Text lautet im Original: „We’ll soon be free,/ When de Lord will call us home. “

6*. Der Titel lautet im Original: „An Ante-bellum Sermon“, und der Text: „Now, de Lawd done dis fu’ Isrul,/ An’ his ways don’t nevah change./ ... But fu’ feah some one mistakes me,/ I will pause right hyeah to say,/ Dat I’m still a-preachin’ ancient,/ I ain’t talkin’ ’bout to-day./ ... An’ we’ll shout ouah hallelyas,/ On dat mighty reck’nin’ day,/ When we’se reco’nized es citiz’ –/ Huh uh! Chillun, let us pray! “

7*. „National Association for the Advancement of Colored People“; auf Deutsch: „Nationale Vereinigung für die Förderung von farbigen Menschen“.

8*. Auf Englisch heißen diese Beiträge „Peter’s Pence“.

9*. Auf Deutsch heißt das Institut „Nationales Meinungsforschungszentrum“; Dr. Gallup war der Gründer der ersten Gruppe, die Meinungsforschung durchführte, und diese Gallup Organization ist immer noch eins der größten Unternehmen in diesem Bereich weltweit.

10*. „B’nai B’rith“: Eine jüdische Organisation, die den Freimaurern ähnelt; „Anti-Defamation League“: etwa „Bund gegen Diffamierung“; „More polish and less Polish“: etwa „Mehr Geschliffenheit und weniger polnisch“.

11*. Etwa: „Vereinigte hebräische Wohltätigkeitsorganisationen von Rochester“.

12*. Etwa: „Bildungsbündnis von New York“.

13*. „In God we trust“ ist das Motto der Vereinigten Staaten, das z.B. auf Münzen und Geldscheine erscheint.

14*. Eine erzkonservative rassistische Vereinigung, die rechtsextremistische Neigungen hat.

15*. Eine Änderung zur amerikanischen Verfassung, die die Gleichberechtigung der Frauen verankern sollte. Sie wurde schließlich nicht angenommen, weil nicht genügend Bundesstaaten sie wegen der Vezögerungstaktik der Konservativen rechtzeitig angenommen hatten.

16*. Ein unübersetzbares Wortspiel, da das Wort „espouse“ bedeutet sowohl „eintreten für“ als auch „vermählen“.

17*. „Campus Crusade for Christ“: etwa „Hochschulkreuzzug für Christus“; „Heritage Foundation“: etwa „Erbe-Stiftung“; „Moral Majority“: etwa „moralische Mehrheit“; „Christian Freedom Foundation“: etwa: „Christliche Freiheitsstiftung“. „Minutemen“: eine rechtsextreme Miliz, die sich nach der revolutionären Scharfschützen der Amerikanischen Revolution nannte.

 


Zuletzt aktualisiert am 5.10.2001