John Molyneux

 

Die Kontroverse
über
„politische Korrektheit“

(Teil 1)

 

[Einleitung]

Die Debatte über Politische Korrektheit läuft seit mehreren Jahren in den USA und ist gewissermaßen schon ein Thema in Großbritannien. Die Boulevardzeitungen behandeln die Frage in ihrem gewöhnlichen Stil. „Ernsthaftere“ Journalisten wie Simon Hoggart und Melanie Phillips sind auch auf den fahrenden Zug gegen PK gesprungen. aber was ist die PK? Trotz den Großbuchstaben ist sie nicht eine Organisation, nicht eine Kampagne und auch nicht eine Bewegung. Es gibt keine Führer der PK, kein offizielles oder auch inoffizielles Programm oder Manifest der PK. Noch kann man theoretische Schlüsseltexte identifizieren, die beispielhaft für die PK-Ansicht sind. Höchstens könnte man sie als Trend, als Kulturerscheinung, als Reihe von Haltungen und Praktiken beschreiben, die eine Wirkung oder ein Überbleibsel von bestimmten Aspekten der Bewegungen um Schwarzen-, Frauen- und Schwulenbefreiung sind. Eigentlich benannte die PK sich auch nicht. Anscheinend hart der Begriff „politische Korrektheit“ ihren Ursprung innerhalb der Linke. Paul Berman erzählt uns:

„Politisch korrekt“ war ursprünglich eine Phrase auf der leninistischen Linke, um jemanden zu bezeichnen, der sich fest nach der Parteilinie richtete. Dann entwickelte sich in „PK“, eine ironische Phrase unter aufgeklärten Linken, um jemanden zu bezeichnen, deren Inbrunst für die Parteilinie unerträglich war. Nur in Verbindung mit der Debatte über PK wurde die Phrase von Leuten aufgenommen, die überhaupt keine Treue zum Radikalismus hatten, die aber die widerlichen Silben für ihren Hauch Ironie genossen. [1]

Aus diesen Gründen nähert man sich am besten der Analyse der PK an, indem man mit Innern Gegnern im rechten Spektrum anfängt, deren Angriffe sie als Schreckgespenst gebildet haben.

Im nachhinein ist es klar, daß der erste Schuß in der Kampagne gegen PK vom rechten Philosophen Allan Bloom von der Universität Chicago 1987 abgeschossen wurde in seinem Buch The Closing of the American Mind. Dieses etwas seltsames Werk, das nicht bloß die Studentenrevolte der 1960er Jahre und ihre Konsequenzen denunzierte, sondern auch Rockmusik, widmete er der These, daß Universitäten, und besonders amerikanische Universitäten, die „Heimat der Vernunft“ und der unvoreingenommenen Such nach Wahrheit gewesen seien, bis sie von den radikalen „Relativisten“ unterminiert worden seien. Ein so exzentrisches Erzeugnis gab sich zu sehr dem Schicksal in die Hand, um einen Kreuzzug zu eröffnen, aber nichtsdestotrotz hatte außerordentlichen Erfolg – mehr als sechs Monate an der Spitze der Bestsellerliste der New York Times.

Bloom bewies Verlagen und potentiellen Autoren eine These ohne jeden Zweifel: Es ist möglich, ein Panikmacherbuch über den Zustand der Hochschulen mit einem langatmigen Titel zu schreiben und eine Menge Geld damit zu machen. [2]

Bloom folgten bald Tenured Radicals: How Politics has Corrupted Our Higher Education vom Bildungsjournalist Roger Kimball und Illiberal Education: The Politics of Race and Sex on Campus von Dinesh D’Souza, was rasch zur „Bibel der Kampagne gegen PK“ [3] wurde. D’Souzas Werk erreichte diesen Status teilweise dank dem politischen Scharfsinn des Autors. Zum Zweck seines Angriffs auf PK nahm er einen politischen Standpunkt an, der weit links von seiner wirklichen Position stand. D’Souza war ein harter Rechter, ein politischer Berater im Weißen Haus von Ronald Reagan und Biograph von Jerry Falwell, trotzdem stellt er sich in Illiberal Education als Anhänger von Martin Luther King, Antirassist Sympathisant mit der Notlage der schwarzen Studenten. Für seine politischen Paten war „liberal“ das „L“-Wort, womit sie auf ihren Gegnern in der Demokratischen Partei herumhackten, während D’Souza behauptet, er schreibe zur Verteidigung der liberalen Bildungspolitik. Dementsprechend schreibt er in einem Ton der sanften Vernunft, erwähnt Fragen bloß um der Debatte willen und macht „bescheidene Vorschläge“. [4] Das ändert keineswegs den zutiefst rechten Charakter des Buchs, macht es aber möglich, Beifall von Menschen wie Eugene Genovese zu gewinnen. [5]

Teilweise als Anreiz für und teilweise im Schlepptau der relativ schwergewichtigen Wälzer der Herren Bloom und D’Souza kommen zahlreiche Artikel in Newsweek, der New York Times, dem New York Review of Books, der New Republic, der Village Voice, der Wall Street Journal und fast jeder anderen bekannten amerikanischen Zeitung und Zeitschrift. Bald hatte sogar der träge George Bush gemerkt, daß etwas los war, und entschieden, daß es seine Chancen der Wiederwahl verbessern würde, wenn er dem Angriff beitrat. In einer Rede an Studenten bei der Universität Michigan im Mai 1991 erklärte er: „Politische Extremisten ziehen durch das Land, mißbrauchen das Privileg der Redefreiheit und setzen Bürger gegeneinander auf der Basis ihrer Klasse oder Rasse.“ [6] Mit Bush jetzt im Feld, unterstützt von anderen führenden Republikaner wie der ehemalige Bildungsminister William Bennett und der Vorsitzenden der National Endowment for the Humanities Lynne Cheney (Frau des Verteidigungsministers Dick Cheney), konnte der Angriff auf PK sich nur verstärken.

In einem kurzen Artikel wie dieser ist es offensichtlich unmöglich, alle von dieser konservativen Kampagne erzeugten Anklagen und Argumente zu dokumentieren oder sogar zusammenzufassen, aber das Wesen ihrer Argumentation läßt sich relativ leicht zusammenfassen. Es heißt, Amerikas Universitäten sind durch ein neues Bündnis von radikalen Dozenten und studentischen Aktivisten übernommen worden – oder dieser Prozeß findet gerade jetzt statt –, die die geheiligten Traditionen der amerikanischen Akademie und des Hochschulwesens durch ihre Besessenheit mit der Politik von Rasse und Geschlecht vernichten. Die Schlüsselwaffen der Radikalen sollen positive Diskriminierung – d.h. positive Anstrengungen, Studenten aus bisher nicht ausreichend vertretenen ethnischen Minderheiten (im Grunde genommen Schwarze und Hispano-Amerikaner) zu rekrutieren, was den akademischen Standard herabsetzt –, die Überarbeitung des Lehrplans, die beabsichtigt, den Kanon der westlichen Zivilisation und Kultur anzugreifen, sowie die Einführung von Sprachnormen, die rassistische und sexistische Beschimpfung verbieten, was gegen das Recht auf Redefreiheit verstoßt. Die Auswirkung dieser linken Subversion besteht darin, die Universitäten in Zitadellen der autoritären Intoleranz zu verwandeln, wo Antagonismen zwischen den Rassen sich vergrößern, ehrliche akademische Untersuchung gehindert wird, und „normale“ Studenten und „gemäßigte“ oder traditionelle Mitglieder der Lehrerschaft in Furcht vor der ständigen Repression und Schikanierung durch Fanatiker der PK herumlaufen.

Bevor ich mich mit diesen spezifischen Fragen beschäftige, wovon einige ziemlich komplizierte Probleme darstellen, sind einige Bemerkungen über die Natur der Kampagne gegen PK in Ordnung. Erstens soll man merken, daß in Amerika die Debatte sich hauptsächlich auf dem engen Boden der Universität konzentriert hat und nur beschränkt in andere Bereiche (Die Schulen, Kunst usw.) überlaufen ist. In Großbritannien – ein Punkt, worauf ich später zurückkommen werde – scheint der wichtigste Boden für den Schlacht über PK wahrscheinlich anderswo zu sein, z.B. in im Bereich der Sozialleistungen.

Zweitens ist die Frage, die anscheinend in Großbritannien die Aufmerksamkeit der Menschen gefangen hat, nämlich euphemistische Sprachreform (kleine Leute als „senkrecht herausgefordert“ zu beschreiben), ist nur ein einziger Aspekt der Debatte gewesen und nicht derjenige, der den meisten Ärger verursacht hat. Viel wichtiger sind die Kämpfe über positive Diskriminierung und die literarischen Erbschaft gewesen.

Drittens, während die Kampagne gegen PK deutlich von rechten Kräften angefangen und dominiert worden ist, hat sie in ihren späteren Stufen mindestens bedingte Unterstützung von einigen überraschenden Quellen bekommen. Ich habe schon den einstigen marxistischen Historiker Eugene Genovese erwähnt, aber andere Linke, oder mindestens Leute links von der Mitte, die sich gegen PK eingeschaltet haben, schließen Nat Hentoff von der Village Voice [7], den altgedienten Sozialdemokraten Irving Howe [8] und, vielleicht die größte Überraschung, Edward Said, den selbst als Autor der Bücher Orientalism und Culture and Imperialism viele als Anhänger der PK identifiziert hätten. [9] Paul Berman bemerkt „die Weise, wie bestimmte Liberale und Linke der alten Schule sich den Neokonservativen anschlossen und stellten mehrere der Argumente als etwas Neues und vielleicht ganz Bedeutendes vorstellten, da frühere Debatten dazu neigten, auf eine keusche Trennung zwischen links und rechts zu achten“. [10]

Zu diesem Zeitpunkt ist es notwendig, die Intervention von Robert Hughes, Autor des Bestsellers über die Geschichte der modernen Kunst The Shock of the New und Kunstkritiker der Zeitschrift Time, zu erwähnen. 1993 veröffentlichte Hughes das Buch Culture of Complaint – The Fraying of America, das in mehreren Weisen ein ganz auffälliger Beitrag zur Debatte ist. Erstens breitete Hughes die Konzentration von Der Universität auf die amerikanische Kultur als Ganze aus, die seiner Meinung nach eine „infantilisierte Kultur der Beschwerde“ geworden ist, ein „gebrochenes Gemeinwesen“, das zwischen den „Zwillingsfetischen des Opfertums und der Erlösung“ [11] polarisiert ist. Zweitens, anders als D’Souza und Co. konzentriert er seinen Angriff nicht ausschließlich auf die Linke. Statt dessen behandelt er von einem Standpunkt des robusten Liberalismus des „gesunden Menschenverstandes“ die politisch Korrekten der Linken und die „patriotisch Korrekten“ der Rechten (Leute wie Pat Robertson, Pat Buchanan und Jessie Helms, die die Konvention der Republikaner vor den Wahlen 1992 dominierten) als Spiegelbilder voneinander, Zwillingsnachfahren der amerikanischen hexenjagenden puritanischen Vergangenheit; und er macht die beiden mit gleicher Leidenschaft fertig. Drittens, und dieses ist auch im Gegensatz zum Großteil der Literatur über das Thema, schreibt Hughes mit solcher Begeisterung und Elan, daß es schwierig ist, nicht von ihm betört zu werden, auch wenn man scharfe politische Differenzen mit einigen seiner Argumente hat. [12] Nichtsdestoweniger, trotz diesen Unterscheidungen, war es unvermeidlich zum gegeben Zeitpunkt und im gegebenen Zusammenhang seiner Herstellung, daß Culture of Complaint hauptsächlich als Schlag gegen die PK erhalten und aufgenommen wurde.

Das ist die Gruppierung gegen die PK: eine gewaltige Ansammlung, die aus fast allen Strängen der amerikanischen Medien bestand, die vom Rechtsaußen bis hin zur liberalen Linken streckte.

Die 1992er Niederlage von Bush nahm zum teil den PK-Gegnern die Wind aus den Segeln. Der Versuch von Bush, die Wiederwahl auf dem Rücken der konservativen Kulturthemen wie „Familienwerte“ zu gewinnen, scheiterte. Aber die Potenz der Themen, worauf die Kampagne gegen PK sich konzentriert, bleibt. Juni 1993 zog der Präsident Bill Clinton sie Nominierung einer liberalen Schwarze für einen Posten in der Durchführung der Bürgerrechte zurück, nachdem eine konservative Kampagne sie als eine „Königin der Quoten“ gestempelt hatten. Und in letzter Zeit haben Gegner des Feminismus in den Universitäten damit angefangen, Frauen, die sie gegen Vergewaltigung bei einem Rendevous aussprechen, als „sexuell korrekt“ zu bezeichnen.

Die sozialistische Reaktion auf die Kampagne gegen PK muß sowohl die Debatte als Ganzes analysieren, die sozialen Kräfte und die damit auf beiden Seiten verbundene Politik untersuchen, als auch auf eine Anzahl der spezifischen Fragen reagieren, die von der Debatte erhoben werden und die sich in Arbeitsplätzen, Hochschulen und anderswo unabhängig von unserem Willen vorstellen. Auf der allgemeinen Ebene ist das treffendste Merkmal der Kampagne gegen PK das Mißverhältnis zwischen seiner Rhetorik und dem Feind, den sie angreift. Irving Kristol behauptete im Wall Street Journal: „Der Multikulturalismus ist ebensosehr ein ‚Krieg gegen den Westen‘, wie der Nazismus und der Stalinismus je waren.“ [13] George Will argumentierte, daß der Krieg gegen die Politisierung des Hochschulwesens wichtiger war als der Krieg gegen Irak [14], während eine der häufigsten anklagen gegen die PK heißt, sie ist ein neuer McCarthyismus. So gab Newsweek Dezember 1990 seinem Schlüsselartikel über PK die Schlagzeile: „Ist diese die neue Aufklärung oder der neue McCarthyismus?“, was dann einige Monate später von Eugene Genovese wiedergegeben wurde: „Ich fürchte, daß unsere konservativen Kollegen stehen heute vor einem neuen McCarthyismus, der in einigen Weisen effektiver und brutaler ist als der Alte.“ [15]

Es gibt eine bittere Ironie in der Anklage des McCarthyismus, denn es deutlich ist, daß die rechten Kreuzritter gegen PK die wirklichen geistlichen Erben des jüngeren Senators für Wisconsin sind. Man soll sich daran erinnern, daß bei ihrem Höhepunkt der McCarthyismus die Macht hatte, Anklage gegen Tausende von angeblichen Kommunisten und Linken vor dem Kongreß zu erheben, sie zu feuern, sie auf die schwarze Liste zu setzen, sie auszuweisen, sie ins Exil zu treiben, sie einzusperren; diese Menschen kamen aus allen Schichten und Berufen einschließlich Hollywood, der Lehrerschaft und den Universitäten selbst, während kein einziger Akademiker als Ergebnis der PK-Tätigkeit seinen Arbeitsplatz verloren hat. Der wahre McCarthyismus konnte nicht bloß Paul Robeson, Bertolt Brecht und Arthur Miller verfolgen, sondern auch eine Persönlichkeit mit dem Ruf von Charlie Chaplin. Wenn die PK eine vergleichbare Macht hätte, wäre Arnold Schwarzenegger auf einem Flugzeug zurück nach Österreich und Clint Eastwood wäre ohne Arbeit, und kein Oscar-Träger.

Auch die nüchterner ausgedrückte Behauptung von D’Souza und Kimball, daß die PK-Kultur jetzt Amerikas Universitäten dominiert, ist offensichtlich falsch. Solche wilde Übertreibung ist in die Struktur von D’Souzas Buch eingebaut, denn seine Methode darin besteht, typische PK-Delikte auszuwählen, diese mit Fallstudien aus bestimmten Hochschulen zu veranschaulichen – so „Zulassungspolitik bei Berkeley“, „Multikulturalismus bei Stanford“ usw. – und die Ergebnisse als repräsentative Untersuchung über das amerikanische Hochschulwesen vorzustellen. Es ist als ob jemand ein Bild der Kriminalität in Großbritannien vorstellte, das sich auf Fallstudien vom Yorkshire Ripper, Dennis Nielson und den Moors Murderers [1*] stützte.

Wenn man Kimball und D’Souza liest muß man sich ständig kneifen, um sich an die elementar Tatsache zu erinnern, daß die Universitäten Amerikas (wie britische und andere Universitäten) Großkonzerne aus eigenen Recht sind und daß sie durch Tausend Faden mit den riesigen Korporationen, dem Staat und selbstverständlich mit dem Militär verbunden sind. Radikale Feministinnen, schwarze Militanten linke Sozialisten, Neomarxisten u.a. leiten nicht Amerikas Universitäten, und werden sie nie auf dieser Seite der Revolution leiten. Insofern solche Menschen existieren, haben einen Minderheitseinfluß in den niederen Rängen. Eine vom Higher Education Research Institute 1989-90 durchgeführte Umfrage bei 35.000 Mitglieder des Lehrkörpers bei 392 Hochschulen und Universitäten in den USA zeigte, daß 40 Prozent sich als „Gemäßigte“ identifizierten, 37 Prozent als „Liberale“, 18 Prozent als „Konservative“ und bloß 5 Prozent als „Linksradikale“. [16]

Auch Robert Hughes, obwohl er sich von der McCarthyismus-Anklage von Genovese [17] und anderen übertriebenen Behauptungen distanziert, neigt immer noch zu dieser Übertreibung. Eine zentrale Schwäche von Culture of Complaint ist die Voraussetzung, daß die beiden Arten von PK, politisch und patriotisch, gleich sind moralisch sowie in ihrer Bedeutung. Vorzustellen, daß Leonard Jeffries, Paula Rothenburg oder der Black Faculty Caucus (ein Verband schwarzer Hochschullehrer) bei der Universität Texas [18] auf dem gleichen Niveau stehen wie Jerry Falwell, Pat Buchanan oder William Bennett (geschweige denn von Bush zu sprechen), was Status und Macht in der amerikanischen Gesellschaft betrifft, ist absurd. Das Irrtum stammt von Hughes’ übertriebener Konzentration auf dem kulturellen Bereich beim Ausschluß des ökonomischen. Als Ergebnis davon, kann er nicht sehen, daß „das Ausfransen von Amerika“, das er wahrnimmt, viel eher ein Produkt der andauernden Krise des US-amerikanischen Kapitalismus ist als Produkt bestimmter Äußerungen und Haltungen von Journalisten, Akademikern und Politikern. Begeisterung für seine Polemik führt Hughes auch zu den eigenen rhetorischen Fehlern. Wenn er die Störung einer von der Village Voice gesponserten Debatte über Abtreibung durch Befürworter des Rechts auf Abtreibung mißbilligt, greift er sofort nach der Symbolik des Faschismus: „der Schaftstiefel und der Knebel ... Tiraden wie von den Braunhemden [der SA]“. [19]

Übertreibung und Panikmacherei sind jedoch bekannte Merkmale des rechten Denkens und der rechten Propaganda. Denkt an McCarthy selbst mit seinen Illusionen über kommunistischen Einfluß in der amerikanischen Armee oder die ständige rassistische Inflation der Einwanderungszahlen und seid Ängste darüber, daß die „großartige“ britische Kultur bald „überschwemmt“ wird, oder die ganze Hysterie über extremistischen Einfluß in der Labour Party. Zweifellos ist die Paranoia [der Verfolgungswahn] zum Teil echt und widerspiegelt einen quälenden Verdacht in Konservativen Köpfen, daß eines Tages der Boden sich ihnen unter den Füßen eröffnen und sie verschlingen wird; zweifellos gibt es ein Element des aufrichtigen Schocks darüber, daß geheiligten Traditionen überhaupt herausgefordert werden sollten, bar die Übertreibung der Kräfte der Linken (besonders zu einem Zeitpunkt, wo die Linke relativ schwach ist) hat auch die strategische Funktion, daß sie die wirklichen Zwecke einer Kampagne verschleiert und „gemäßigte“ Unterstützung für rechtsextreme Ideen gewinnt. Die Verteufelung von Saddam Hussein als der neue Hitler half dabei, einen Krieg gegen das irakische Volk um die Kontrolle über Erdöl zu verkaufen. McCarthys antikommunistische Hexenjagd maskierte einen Angriff auf die gewerkschaftliche Organisation und den Liberalismus des New Deals. Der Angriff auf Militant in der Labour Party wurde benutzt, um den Bennismus niederzuschlagen und die weiche Linke zu zähmen.Die nächste Frage, die Sozialisten deshalb stellen müssen, ist: was ist die wirkliche Zielscheibe der Kampagne gegen PK? Die Antwort ist relativ offensichtlich: es sind die Überbleibsel der Gewinne der Bewegungen während der 1960er Jahre und Anfang der 1970er Jahre. Der Angriff auf PK ist Teil eines viel breiteren Projekts der herrschenden Klasse, „die 1960er Jahre zurückzuschlagen“, das auch den Angriff auf die Gewerkschaften, den Angriff auf den Sozialstaat, den Krieg gegen Drogen mit seiner Kriminaliserung der Innenstädte und die Überwindung des Vietnam-Syndroms durch die Reihe von Einmärschen in Grenada, Panama, Irak und Somalia einschließt.

Die großen radikalen Bewegungen der 1960er Jahre (was auch um Genau zu sein, den Anfang der 1970er Jahre einschließt) – die Schwarze Bewegung, die Studentenrevolte und die Bewegung gegen den Vietnamkrieg – fielen Mitte der 1970er Jahre auseinander, zum Teil niedergeschlagen, zum Teil erschöpft, zum Teil einverleibt, aber sie hinterließen eine Erbschaft. Selbstverständlich blieb der Rassismus, aber die Gesetze, die Kultur und das Bewußtsein des amerikanischen Hauptstroms in bezug auf Rasse wurde in einer bedeutenden Weise geändert. So auch wurde das Bewußtsein der schwarzen Amerikaner – Malcolm X wurde getötet, aber nicht vergessen. Es gab auch die Entstehung einer beträchtlichen schwarzen Mittelschicht, als Preis sowie Bedingung der Niederlage der schwarzen Revolution. Die Frauenbewegung und im kleineren Ausmaß die Lesben- und Schwulenbewegung hatten ähnliche Auswirkungen.

Die Universitäten wurden auch geändert. Der studentische Massenaktivismus gab nach, aber eine Generation von Lehrern, die durch die 1960er Jahre gelebt hatten, auch wenn sie selbst nicht Aktivisten gewesen waren oder wenn sie sich nach rechts bewegt hatten, konnte nicht einfach zum selbstgefälligen Konservatismus und zum beengenden Konformismus der 1950er Jahre zurückkehren. In den Geistes- und Sozialwissenschaften waren die alten Gewißheiten der Kunst um der Kunst willen, der Politik des Kalten Kriegs und der funktionalistischen Soziologie nicht mehr Gurt genug, auch für „Gemäßigte“ und Liberale. Gleichzeitig bedeutete die Kombination der gesellschaftlichen Veränderung und der positiven Diskriminierung, daß die studentische Bevölkerung aufhörte, fast ausschließlich weiß zu sein, was selbst unvermeidlich neue Herausforderung über den Lehrplan stellte. Für den rechten Flügel ist die Kampagne gegen PK das intellektuelle Äquivalent der Einmärsche in Grenada und Panama. Sie sehen sie als eine Gelegenheit, die Uhr zu einem eingebildeten goldenen Zeitalter des elitären Hochschulwesens zurückzudrehen, das mit der Politik von Rasse und Sex unbefleckt war. [20]

Es ist deshalb deutlich, daß im Krieg gegen PK Sozialisten im allgemeinen die Linke unterstützen und einen Gegenangriff gegen die Rechte führen müssen. In diesem Sinne müssen wir PK verteidigen. Aber welche Art Verteidigung sollte sie sein? Eine Möglichkeit besteht darin, die Verzerrungen und Übertreibung der Kampagne gegen die PK auszunutzen, um ihre Unschuld zu erklären, d.h. um zu argumentieren, daß nichts besonders radikales oder kontroverses passiert. Diese Möglichkeit ist wahrscheinlich für Akademiker und Freiberufler attraktiv, die, während sie wohlmeinend und fortschrittlich sind, nicht politische Aktivisten sind und denen es eine ausgearbeitete politische Perspektive fehlt. [21]

Eine andere Möglichkeit ist aggressive Unterstützung für die PK und alle ihre Wirkungen: ein Ansatz, der den Kampf als die neueste Frontlinie im Kampf gegen den Rassismus, den Sexismus und die Homophobie betrachtet und die zur Annahme neigt, daß alle Opposition und Kritik einfach ein Ausdruck der versteckten Bigotterie ist, die vom bilderstürmenden Angriff der PK auf die Voraussetzungen der weißen westlichen Zivilisation aufgespürt worden ist. [22] Diese Reaktion wird wahrscheinlich eher von militanten schwarzen Nationalisten und radikalen Feministinnen angenommen werden.

Für Marxisten jedoch befriedigt keine der beiden Möglichkeiten. Erstens ist es deutlich, daß die PK-Erscheinung existiert, auch wenn bloß in beschränktem Ausmaß und als Art kulturelle Haltung, also reicht eine einfache Leugnung nicht aus. Es stimmt auch, daß einige der Sachen, die im Namen der PK gemacht werden, einfach, um es freundlich auszudrücken, doof [dumm] sind. Man muß nur die Aussage von Edward Said betrachten. Said hielt ein Referat über Aspekte seines Buchs, Culture and Imperialism, bei einem fortgeschrittenen Seminar über historische Untersuchungen. Sein Thema war „die Entstehung eines globalen Bewußtseins im westlichen Wissen am Ende des 19. Jahrhunderts“, die, argumentierte er, mit einer völlig globalen imperialen Perspektive zusammenfällt:

Die erste Frage nach meiner kurzen Zusammenfassung kam von einer Professorin der Geschichte, einer schwarzen Frau, die relativ bekannt ist, die in der letzten Zeit an die Universität umgezogen war., aber deren Arbeit mir unbekannt war. Sie kündigte im voraus an, daß ihre Frage feindselige sein sollte, „eigentlich eine sehr feindselige“. Dann sagte sie etwas, wie folgt: „Für die ersten 13 Seiten ihres Referats sprachen Sie über weiße europäische Männer, danach auf Seite 14 erwähnen sie einige Namen von Nichteuropäern. Wie könnten Sie so etwas machen?“ Ich protestierte etwas. Ich sagte, ich diskutierte ja doch den europäischen Imperialismus, der nicht sehr wahrscheinlich in seinen Diskurs das Werk afrikanisch-amerikanischer Frauen eingeschlossen hätte. Ich deutete darauf hin, daß im Buch ich ziemlich viel über die Reaktion auf dem Imperialismus über all in der Welt sage ... [einschließlich] solchen Autoren wie ... C.L.R. James. Darauf antwortete meine Kritikerin mit einer verblüffenden Selbstsicherheit, daß meine Antwort nicht befriedigend war, da C.L.R. James tot war! [23]

Daß ein Akademiker mit Saids Ruf und Glaubwürdigkeit als Gegner des Eurozentrismus in dieser Weise kritisiert werden sollte (im Gegensatz zu einer Anzahl von anderen Weisen, wie er durchaus kritisiert werden könnte) und daß er von Fanatikern der PK zum öffentlichen Protest getrieben werden sollte, ist ein Zeichen sowohl davon, daß etwas los ist, als auch daß etwas schiefgeht.

Selbstverständlich unterstützen Sozialisten allen Kämpfe gegen Unterdrückung und Bigotterie und identifizieren sich mit ihnen, und ein Teil der PK-Aktivität, oder Aktivität, die als PK angegriffen wird, kommt unter diesem Deckmantel. Aber es ist auch möglich, daß wohlmeinende (wie auch nicht so wohlmeinende) Antirassisten und Antisexisten Strategien, Taktiken und Positionen annehmen, die unwirksam sind oder auch das Gegenteil des Gewünschten bewirken, und wenn das passiert sind Sozialisten dazu verpflichtet, Kritik auszuüben – ohne sich jedoch mit den Rechten zu verbünden.

Das grundsätzliche Problem mit PK entsteht letzten Endes aus ihrer gesellschaftlichen Erörterung. Im wesentlichen ist sie eine kleinbürgerliche Erscheinung, was nicht heißt, daß PK nicht innerhalb der Arbeiterbewegung entstehen kann, aber ihre gesellschaftlichen wurzeln liegen in diejenigen Teile der Linken sowie der Schwarzen-, der Frauen- und der Schwulenbewegung, die Positionen der verhältnismäßigen Bequemlichkeit und Autorität innerhalb der bürgerlichen Gesellschaft erreicht haben. Außerdem ist PK in ihrem Kern ein Versuch, diese Positionen der Autorität auszunutzen, um den Antirassismus, den Antisexismus und so weiter von oben aufzuerlegen. In Amerika ist, wie gesehen, die PK-Kultur hauptsächlich in den Hochschulen (und in einigen der elitärsten Universitäten) konzentriert, aber sie ist nicht im großen und ganzen mit studentischer Massenrevolte gegen die Regierung oder die Behörden der Universität verbunden, sondern ist hauptsächlich ein Versuch die Behörden unter Druck zu setzen und sogar sie als Verbündete zu gewinnen. Daher kommt ihr ziemlich sittsamer Charakter. Es ist unmöglich, eine echte Massenbewegung von unten – ein revolutionäres Aufwallen der Arbeiterklasse oder auch einen Aufstand der Masse der Unterdrückten wie Los Angeles – vorzustellen, die „politisch korrekt“ sein würde. Denn es ist die Natur einer solchen Bewegung, daß sie in den Kampf die vorher Rückständigen, Unorganisierten und Ungebildeten einzieht, die mit vielen ihrer alten Vorurteilen, Gewohnheiten des Denkens und der Sprache unversehrt kommen.

Allzuoft macht die PK einen Fehler, der den Irrtümern ihrer Gegnern vergleichbar ist: die Inflation der Bedeutung des Bereichs Bildung und Kultur und die Vernachlässigung des Bereichs der materiellen Umstände und der Produktionsverhältnisse. Barbara Ehrenreich faßt es zusammen, wenn sie schreibt: „Ich habe Studenten, die ich als PK bezeichnen würde, aber man sieht sie nicht massenweise in Bewegung, um die Arbeiter und Angestellten der Universität zu unterstützen, wenn sie sich organisieren und streiken.“ [24] Typischerweise wird PK durch einen kulturellen Idealismus und Moralismus gekennzeichnet, der die ständige Sünde der Intellektuellen ist, die von der Arbeiterklasse und der Massenbewegung abgeschnitten sind.

PK ist auch bedeutend weniger radikal, als sich ihre Befürworter sie vorstellen, entschieden reformistisch eher als revolutionär. Im PK-Pantheon „Rasse, Geschlecht, Klasse“ ist Klasse immer als sehr schwaches Drittes angekommen [25], aber das Streben nach Gleichheit der Rassen bzw. der Geschlechter, getrennt vom Kampf der Arbeiterklasse, geht unvermeidlich in eine reformistische Richtung mehr oder wenig ungeachtet der Rhetorik oder der subjektiven Absichten. Das ist deswegen, weil objektiv weder Schwarze allein, noch Frauen, noch Lesben und Schwulen die Macht haben, den amerikanischen Kapitalismus und seine Machtstruktur zu stürzen; folglich verschiebt sich ihren Mittelpunkt auf die Forderung, daß sie innerhalb der bestehenden kapitalistischen Hierarchie eingeschlossen werden sollten. Noch überhaupt ist die PK die radikalste Art des Reformismus. Trotz dem ganzen Gerede über „Rechte“ und „Ermächtigung“ besteht die Haupttaktik der PK darin, ans Gewissen „der Unterdrücker“ auf der Basis der moralischen Schuldgefühle zu appellieren. Daher kommt der PK-Kult des Opferzustands, der so vernichtend von D’Souza und Hughes kritisiert wird. [26] Leider ist es viel leichter die Schuldgefühle eines idealistischen Studenten oder eines liberalen Intellektuellen anzuheizen als die der US-amerikanischen herrschenden Klasse. Schuldgefühle sind auch eine schlechte Basis für den Kampf gegen den Rassismus und andere reaktionäre Vorstellungen in der Arbeiterklasse. Die Masse der weißen Arbeiter werden zum Antirassismus und zur Einheit mit schwarzen Arbeitern durch ein Verständnis des gemeinsamen Klasseninteresses gewonnen, nicht durch Schuldgefühle über die Erbe des Sklaventums (wofür sie überhaupt nicht verantwortlich waren).

Deswegen, während Marxisten und Sozialisten von einer Position anfangen müssen, wo sie die Hexenjäger gegen PK entlarven und PK gegen die Rechten verteidigen müssen, muß die Verteidigung ein höchst kritische sein. Eine Vorstellung der genauen Kombination der Unterstützung und der Kritik läßt sich am besten durch eine Untersuchung einer Anzahl von konkreten Beispielen veranschaulichen.

 

 

Positive Diskriminierung

Dinesh D’Souza stellt die Frage der positiven Diskriminierung (d.h. die bevorzugte Bewerbung von schwarzen und hispanischen Studenten) ins Zentrum seines Angriffs gegen PK. Die positive Diskriminierung war, wie gesehen, einer der „Gewinne“ der 1960er Jahre – eigentlich materiell betrachtet war sie gemeinsam mit der Abschaffung der Rassendiskriminierungsgesetze in den Südstaaten einer der wichtigsten Gewinne. Sie war jedoch immer ein zweideutiger Fortschritt. Einerseits war sie ein Zugeständnis – das von der herrschenden Klasse durch das kombinierte Gewicht des Bürgerrechtsbewegung, der „Black Power“-Bewegung und der Ghetto-Aufstände von Watts bis Detroit abgerungen wurden Andererseits war sie ein Schlüsselelement in der Strategie der herrschenden Klassen, um die schwarze Bewegung durch die absichtlichen Schaffung einer beträchtlichen schwarzen Mittelschicht niederzuschlagen und zu spalten – einer Strategie, die mindestens teilweise erfolgreich war. Trotz dieser Zweideutigkeit ist das Argument zugunsten der positiven Diskriminierung, nämlich daß ein gewisser Grad der positiven Diskriminierung unbedingt erforderlich ist, um den im amerikanischen Bildungssystem und in der amerikanischen Gesellschaft so lange eingebaute Rassismus zu überwinden, eins, das Sozialisten und die breitere amerikanische Linke im allgemeinen unterstützt haben.

Von seinem Anbeginn an wurde die positive Diskriminierung dem rechten Widerstand und Gegenangriff unterworfen mit der Begründung, daß sie „umgekehrte Diskriminierung“ war und eine Verletzung der individuellen Rechte der Weißen bildete. Eine Sache, die anscheinend Rassisten und Unterdrücker überall in der Welt von weißen Südafrikanern zu den Unionisten in Nordirland vereinigt, ist ihre extreme Empfindlichkeit gegenüber der winzigsten Andeutung darauf, daß sie sich vielleicht in der Position der Benachteiligten befinden könnten Für diejenigen mit einer ähnlichen Meinung in den USA war die positive Diskriminierung wie ein rotes Tuch.

Im Jahre 1977 kam der Fall Bakke gegen die Universität Kaliforniens bei Davis vor dem Obersten Gerichtshof. Alan Bakke wurde einen Platz bei der Medizinschule bei Davis abgelehnt zu einer Zeit, wo 16 der 100 Plätze für „benachteiligte“ Studenten reserviert wurden. Mit der Behauptung, daß seine akademische Qualifikationen derjenigen einiger der 16 Studenten aus „Minderheiten“ überlegen waren, bestand Bakke darauf, daß man gegen ihn diskriminiert hatte. In 1978 fand der Oberste Gerichtshof mit einer Mehrheit von 4 zu 4 zugunsten Bakkes, aber die Entscheidung war gewissermaßen zweideutig. Einerseits regelte der Gerichtshof, daß die Anwendung einer „expliziten Rassenklassifizierung“, wo es formell gesehen kein diskriminierendes Verhalten demonstriert worden war, verfassungswidrig war. Andererseits fand er, wieder 5 zu 4, daß positive Diskriminierung, wo Rassenzugehörigkeit „einfach ein Element“ in der Zulassungsprozedur war, erlaubt war, „da Universitäten ein legitimes Interesse daran hatten, wenn sie versuchten, Vielfalt in ihrer Studentenschaft zu gewährleisten“. [27] Im Jahre 1990 gab die Bush-Regierung Regelungen heraus, die die Fähigkeit der Hochschulen einschränkten, finanzielle Unterstützung für Studenten aus Minderheiten auszugeben. Und ein Bürgerrechtsgesetz, die einige der am weitesten reichenden Angriffe des Obersten Gerichtshof auf positive Diskriminierung zunichte machen sollte und die 1992 vom von den Demokraten geführten Kongreß angenommen wurde, machte explizit die Anwendung von Rassenquoten für positive Diskriminierung illegal. So ist die positive Diskriminierung in den amerikanischen Universitäten fortgesetzt worden, aber unter zunehmendem Druck und im abnehmenden Ausmaß, mit dem Ergebnis, daß, während in den 1960er und 1970er Jahren die Anzahl der Schwarzen, die Hochschulen besuchten, sich enorm ausdehnte [28], in den 1980er Jahren der Anteil der schwarzen Abiturienten, die zur Hochschule weitergingen, damit anfing, zurückzugehen. [29]

Gerade gegen diesen Hintergrund der positiven Diskriminierung im Rückzug eröffnete D’Souza seine Offensive. Er ist vorsichtig, seine Herausforderung nicht direkt im Namen der weißen Mehrheit durchzuführen, sondern fängt an, indem er für asiatisch-amerikanische (d.h. japanische, koreanische, chinesische) Studenten und dann angeblich für schwarze und hispanische Studenten auf die Barrikaden geht. Zuerst stellt er individuelle Fallstudien und Statistiken dar, um zu zeigen, daß die Zulassungspolitik bei Berkeley, die nach der verhältnismäßigen Vertretung der ethnischen Minderheiten strebt, dazu führt, daß asiatische Studenten mit guten Noten eine kleinere Zulassungsmöglichkeit als ähnliche schwarze Studenten haben aufgrund der Tatsache, daß Asiaten einen Leistungsüberschuß bei der Oberschule haben, während Schwarze unter dem erreichbaren Leistungsniveau bleiben. Dann führt er weiter und argumentiert, daß diese Politik schwarze Studenten selbst schadet, da das Gefühl, daß sie bloß wegen der positiven Diskriminierung da sind, ihre Selbstachtung unterminiert und ihre Unfähigkeit, mit besser vorbereiteten weißen und asiatischen Studenten zu konkurrieren, zu einer höheren Aussteigerrate führt. Schließlich deutet er darauf an, daß gerade die positive Diskriminierung für die gestiegene Rassenspannung, für den Separatismus und sogar für die offenen rassistischen Vorkommnisse verantwortlich ist, die die amerikanischen Hochschulen Ende der 1980er Jahre überrollte:

Separatistische schwarze und hispanische Gruppen wurden zu einem Zufluchtsort vor den Ängsten, die aus den scharfen Unterschieden in den akademischen Vorbereitungen unter den verschiedenen Rassengruppen entspringen. Tatsächlich kann der Separatismus als Form der Gruppentherapie dienen, worin Nutznießer der positiven Diskriminierung sich überzeugen, daß ihre Schwierigkeit in der Hochschule hauptsächlich, wenn nicht ausschließlich, die Folge der zügellosen Bigotterie sind ...

Viele weiße und asiatische Studenten erwidern mit der gleichen Münze, weil sie von einem von ihnen empfundenen und von der Universität gesponserten Diskriminierung gegen sich gekränkt sind ... einige reagieren mit kaum unterdrücktem Ärger, wenn auch immer sie betrachten, daß schwarze bzw. hispanische den kleinsten Fehler machen oder zur irgendeiner Gelegenheit sich zusammentreffen. [30]

Nehmen wir das letzte Argument zuerst. D’Souzas Sprache ist vorsichtig, aber was er im wesentlichen sagt, ist, daß weiße rassistische Aktivitäten wie Angriffe gegen schwarze Studenten von einem weißen Mob bei der Universität Massachussets oder ein den Brandanschlag auf ein schwarzes studentischen Verbindungshaus bei der Universität Mississippi [31], das Ergebnis, fast das „unvermeidliche“ und „verzeihliche“ Ergebnis, der positiven Diskriminierung sind. Die Struktur dieser Argumentation sollte vertraut sein. Sie ist die gleiche Logik, die rassistische Gewalt in Deutschland oder Großbritannien durch die Anwesenheit von zu vielen Einwanderern „erklärt“ und rechtfertigt, die angeblich „unsere“ Häuser, „unsere“ Arbeitsstellen usw. übernehmen. Sie beruht auf der Annahme, daß, wenn man die schwarze Anwesenheit reduzierte, die rassistische Ressentiments verblassen würden. Die Falschheit dieser Annahme wird nicht bloß von der Geschichte der Einwanderung und der Einwanderungskontrollen gezeigt, sondern auch von der Geschichte der amerikanischen Universitäten selbst, die jahrhundertelang fast ausschließlich weiß waren ohne das kleinste Verschwinden des Rassismus. [32] Vielmehr sind es die Vorkämpfer gegen die positive Diskriminierung, wie D’Souza und mehrere andere führende Persönlichkeiten in der Republican Party, die solchen Rassismus ermutigen.Für D’Souzas Argumente über Ungerechtigkeit gegenüber asiatischen Studenten und über die Schaden zur Selbstachtung der schwarzen und hispanischen Studenten haben Sozialisten eine einfache Antwort – ein egalitäres System der Hochschulausbildung, daß allen offen steht. Selbstverständlich würde man dagegen den Einspruch erheben, daß eine solche Lösung nicht realistisch ist. Aber wir sollten im klaren sein, warum es „unrealistisch“ ist. Es ist nicht eine Frage, daß die amerikanische Gesellschaft es nicht leisten könnte, sondern daß die amerikanische herrschende Klasse es nicht gewähren würde; daß auch wenn die Hochschulausbildung allen offen stünde, sie nicht egalitär sein würde (die herrschende Klasse würde versichern, daß einige Hochschulen privilegierter als andere wären), weil Amerika eine von der Konkurrenz geprägte in Klassen aufgeteilte Gesellschaft ist, in der die Hauptfunktion der Bildung nicht in der Aufklärung und Entwicklung der Bevölkerung als Ganzer besteht, sondern in der Auswahl und Ausbildung der Bourgeoisie und der Mittelschichten. Aber dann sind Revolutionäre nicht deshalb revolutionär, weil sie die Revolution vor der Reform bevorzugen, sondern deswegen, weil die Widersprüchen und die Übel der kapitalistischen Gesellschaft sich nicht durch die Reform beseitigen lassen.

In der Abwesenheit eines egalitären Systems müssen Sozialisten ihre Unterstützung für positive Diskriminierung fortsetzen. Die Alternative besteht darin, sich auf die Seite der Rassisten und der Rechten zu stellen, was dazu führen würde, daß die Anwesenheit von schwarzen und hispanischen Studenten sich auf eine winzige Minderheit des Nachwuchses der oberen Schichten der schon etablierten schwarzen und hispanischen Mittelschichten zurückschrümpfen würde. Sozialistische müssen diese Unterstützung mit der Unterstützung jeder Maßnahme kombinieren, die die allgemeine Bildung und die breitere sozial-ökonomische Position der Schwarzen, der Hispanischen und der anderen unterdrückten Gruppen verbessert, deren akuten Bildungsschwierigkeiten das kumulative Ergebnis des kapitalistischen Sklaventums, des kapitalistischen Imperialismus und des kapitalistischen Rassismus sind.

Gleichzeitig haben Sozialisten keine Illusionen darüber, was die positive Diskriminierung erreichen kann. Ihre größte Leistung besteht darin, einige Möglichkeiten für einige Studenten zu schaffen, die ohne diese Maßnahmen keine solchen Möglichkeiten gehabt hätten. Sie kann nicht dem Rassismus ein ende vorbereiten, noch kann sie echte Gleichheit in der Gesellschaft als Ganzer oder auch im Hochschulwesen schaffen. Sie kann auch nicht „völlig“ gerecht sein, auch nicht im eigenen Sinne. eine ungleiche, rassistische, sexistische Gesellschaft läßt sich nicht mittels der Sozialtechnologie im Bildungsbereich zurecht stellen. Die Bildung widerspiegelt sowie gestaltet die Gesellschaft. Sozialisten kämpfen dafür, daß sie die Gesellschaft in eine egalitäre Richtung umgestaltet, aber müssen anerkennen, daß die materielle Tatsache, daß das Moment der Widerspiegelung schwerer als das Moment der Umgestaltung wiegt. Grundsätzlichere Änderung läßt sich nur durch eine Massenbewegung erringen, in der Studenten, Dozenten und Professoren eine Rolle spielen können, die aber von der Arbeiterklasse geführt werden muß.

 

 

Sprachnormen

Die Frage der Sprachnormen ist eine der kontroversesten Fragen in der Debatte über PK gewesen. Viele Universitäten reagierten auf den Ausbrüchen des Rassismus und der Bigotterie am Ende der 1980er Jahre durch die Einführung von Normen [Regeln], die die Verwendung von beleidigenden offensiven Sprache in bezug auf Rassenzugehörigkeit, Geschlecht und sexuellen Neigung – vielleicht am besten als „Haßsprache“ beschrieben – zum Verstoß gegen Disziplin machten. Eine Koalition, die aus den Rechten, einem großen Teil der Medien und Liberalen, einschließlich der einflußreichen American Civil Liberties Union [2*] besteht, hat Sprachnormen als Verstöße gegen das Prinzip der Redefreiheit angegriffen, ein Prinzip, das in Amerika den Sonderstatus hat, daß es in der Ersten Änderung zur Verfassung festgelegt wird.

Viele derjenigen, die zur Zeit sich auf die Erste Verfassungsänderung gegen die Sprachnormen der Universitäten berufen, lassen sich leicht als die offensichtlichsten Heuchler enthüllen: Leute die sich zur Verteidigung des übelsten Rassismus beeilen, während sie Zensur der antireligiösen, der linken oder der sexuell expliziten Sprache fordern, die sie offensiv finden. Ein gutes Beispiel ist der Republikaner Henry Hyde, der ein Gesetzesvorlage im Kongreß sponserte, die Sprachnormen verbieten sollte, der aber auch „eine Verfassungsänderungsvorlage mitgesponsert [hat], die die Verbrennung der Fahne verbieten sollte, die Helms Gesetzesvorlage unterstützt [hat], die Finanzierung vom Bund für ‚homoerotische“ Kunst verweigern sollte, und die Regelung unterstützt, die Abtreibungsberatung in den vom Bund finanzierten Kliniken verbietet“. [33] Solche Leute sind das politische bzw. intellektuelle Äquivalent der Polizei, die das Recht der Nazis verteidigt, durch schwarze oder Immigrantengemeinden [Einwanderergemeinden] aufgrund der Demokratie zu marschieren, während sie systematisch die gleichen Schwarzen verfolgen und linke bzw. antirassistische Demonstranten angreifen.

Aber nicht alle in dieser Kampagne gegen Sprachnormen fallen in diese Kategorie ein. Einige wie Nat Hentoff, der „drei Jahre lang über Tendenzen gegen die freie Rede im Hochschulwesen berichtet“ hat für The Village Voice, The Washington Post und The New Yorker [34], sind anscheinend echte Liberale, die wirklich an der Redefreiheit als absolutes Prinzip glauben. Deshalb gibt es ein Argument, daß man intellektuell begegnen muß. Der Literaturwissenschaftler Stanley Fish zitiert in einem Artikel mit dem Titel „Redefreiheit gibt es nicht und das ist auch spitze“ das Beispiel von Milton:

Kurz vor Ende seiner Areopagitica, und nachdem er die Tugenden der Toleranz und der unregulierten Veröffentlichung in Passagen feiert, die ihren Weg in jede Diskussion über die Redefreiheit und die Erste Verfassungsänderung finden, schreckt er plötzlich zurück und sagt, natürlich habe ich nicht Katholiken gemeint, die rotten wir aus. „Ich meine nicht den tolerierten Papismus und den offenen Aberglauben, der, da er alle Religionen und bürgerlichen Souveränitäten ausmerzt, also selbst ausgemerzt werden sollte.“ [35]

Fish macht einen guten Punkt. Es ist Tatsache, daß keine Gesellschaft je totale Redefreiheit ohne jede Einschränkung erlaubt hat und es ist schwierig zu sehen, wie sie es machen könnte. Sicherlich gibt es im gegenwärtigen Amerika und Großbritannien sowie in allen bürgerlichen Demokratien eine Vielfalt von Beschränkungen auf die Redefreiheit. Erstens gibt es gesetzliche Einschränkung wie das Official Secrets Act [3*], die Verleumdungsgesetze, Gesetze gegen Anstiftung zum Aufruhr oder zur Gewalt, Gesetze gegen Blasphemie usw. Noch wichtiger gibt es institutionelle Regeln, die die Redefreiheit in unzähligen Situationen einschränken. Stellen sie ein Soldat vor, der versucht seine Redefreiheit gegenüber einem vorgesetzten Offizier zu behaupten, oder ein Kind gegenüber einem Schuldirektor [Schulleiter] oder sogar ein Student gegenüber dem Direktor einer Universität. Viele Unternehmer legen Beschränkungen auf die Freiheit ihrer Angestellten, über ihre Arbeit zu reden oder mit der Presse zu sprechen. Diese Beschränkungen werden normalerweise als Frage des Respekts für Autorität [Obrigkeit] dargestellt, oder daß man nicht die Firma in Verruf bringen sollte, oder einfach als Frage der guten Manieren, aber nichtsdestotrotz sind sie Einschränkungen der Redefreiheit. Das Problem mit fast allen Liberalen besteht darin, daß sie einfach nicht diese ganzen Verstöße gegen ihr absolutes Prinzip merken; sie nehmen sie einfach als Gegebene an. Also wenn ein Arbeiter entlassen wird, weil er dem Leiter sagte, er sollte sich verpissen, oder ein Angeklagter wegen der Ungebühr vor Gericht zur Gefängnisstrafe verurteilt wird, weil er den Richter einen alten Trottel genannt hat, wird das als normal akzeptiert, aber wenn ein Student oder ein Professor wegen der Verwendung von rassistischen oder sexistischen Haßwörter wird, wird es zur Frage der Redefreiheit.

Eine weitere Schwierigkeit für diejenigen, die versuchen die Behauptungen der Redefreiheit unantastbar zu machen, besteht in der Unmöglichkeit, eine absolute Trennlinie zwischen Worten und Taten zu ziehen. Betrachten wir die Frage der Erpressung. Diese wird allgemein als Straftat angenommen, trotzdem besteht sie total aus Worten. „Geben Sie mir DM 5000 oder ich werde den Zeitungen alles über Ihr schuldbewußtes Geheimnis erzählen.“ Dann gibt es den zynischen Politiker, der mit Absicht den Rassismus anstiftet. Ist er oder sie weniger schuldig als der Schläger, der jemanden auf der Straße zusammenprügelt? Rassistische, sexistische und schwulenfeindliche Schimpfnamen stehen auf dieser Grenze zwischen Sprache und Tat. Es gibt viele Situationen, wo sie mit Gewalt verbunden sind und zur Gewalt führen können und wo sie ebenso viel Schmerzen oder Beleidigung verursachen wie Gewalt.

Wenn man diese ganzen Überlegungen in Betracht zieht, ist es deutlich, daß man sich nicht legitim auf die „Redefreiheit“ berufen kann, um die Haßsprache zu verteidigen oder zu schützen. außerdem haben Sozialisten, deren ganzes Ziel darin besteht, die Arbeiterklasse zu vereinigen und alle Formen der Unterdrückung zu bekämpfen, besondere Gründe, warum sie diese abscheulichen und spaltenden Begriffe zu bekämpfen. deshalb muß man im allgemeinen Versuche verteidigen, diese beleidigende Sprache zu bekämpfen. Noch einmal aber darf diese Verteidigung nicht unkritisch sein. Sprachnormen haben eine Anzahl Mängel, die Sozialisten nicht außer acht lassen müssen. Erstens gibt es den offensichtlichen Punkt, daß das Verbot bestimmter Ausdrücke nicht an sich Einstellungen und Vorstellungen ändert. Also gibt es die Tatsache, daß Sprachnormen normalerweise von Hochschulverwaltern entworfen und auferlegt werden, eher als von unten entstehen, und folglich werden sie bürokratisch betrieben. An sich wird das wahrscheinlich die Normen in den Augen der Studenten kompromittieren und die Studenten entfremden, indem es sie mit den übrigen Obrigkeitsstrukturen der Hochschule und dem Disziplinarverfahren in Verbindung bringt.

Es gibt auch die Gefahr, daß politisch raffinierte Rechte jede Sprachnorm in die Tasche stecken könnten, während nichtpolitische und unraffinierte Studenten in Konflikt mit ihr Gatten könnten. Das ist besonders wahrscheinlich, wenn sie mechanisch und pedantisch angewandt wird. Solche Fälle werden dann wahrscheinlich von den Rechten und den Medien aufgegriffen, um den Antirassismus und den Antisexismus als Ganze in Mißkredit zu bringen.

Letztlich gibt es die Wahrscheinlichkeit, daß Sprachnormen eher gegen die Linke angewandt werden, als gegen die Eiferer. Man kann leicht Situationen vorstellen, wo wenn man Streikbrecher „scabs“ [4*] oder Nazis „Nazis“ nennt, es zu einem Disziplinarverfahren führen könnte. Selfa und Maas geben ein Beispiel aus Harvard, wo eine weiße Studentin aus den Südstaaten eine Fahne des südlichen Staatenbundes aus der Zeit des Bürgerkriegs im Wohnheim aufhängen durfte, während eine Schwarze gezwungen wurde, eine Fahne mit der Parole „Gegen Rassismus“, worauf ein Hakenkreuz geschildert wurde, zu entfernen; sie zitieren auch das Beispiel der Universität Michigan, wo die Behörden nichts machten, als Rechte Shantys vernichteten, die von Aktivisten gegen Apartheid und palästinensischen Aktivisten gebaut wurden, aber Disziplinarverfahren gegen studentischen Journalisten einleiteten, die Israel kritisierten.

Aus all diesen Gründen besteht die beste Strategie für studentische Aktivisten darin, sich nicht auf Sprachnormen zu verlassen, sondern sich auf die Mobilisierung der Studenten für kollektive Kämpfe gegen den Rassismus, den Sexismus und die Schwulenfeindlichkeit zu konzentrieren. Wenn das gemacht wird, wird der soziale Druck der studentischen Meinung weit wirksamer sein als Normen, die suchen Haßsprache zu unterbinden.

 

 

Anmerkungen

1. P. Berman (Hrsg.), Debating PC: The Debate over Political Correctness on College Campuses, New York 1992, S.5. Dieses Buch sammelt Artikel, die von der ganzen Palette des amerikanischen Spektrums kommen, einschließlich Stücken von Edward Said, Irving Howe, Stanley Fish, Dinesh D’Souza und Barbara Ehrenreich. Es ist deshalb eine wesentliche Quelle für die Debatte, wie sie in den USA ereignete.

2. J. Searle, The Storm over the University, ebenda, S.86.

3. Lance Selfa u. A. Maass, PC: What’s Behind the Attack on Politically Correct?, Chicago 1991, S.5.

4. D. D’Souza, Illiberal Education, New York 1991, S.251.

5. „Mit lobenswerter Zurückhaltung und Höflichkeit hat D’Souza eine informative Darstellung geschrieben, die eine seltene Kombination von harter Analyse, prinzipiellen Beurteilungen, wohlüberlegten Vorschlägen und einer humanen Solidarität liefert.“ E. Genovese, ehemaliger Marxist und Autor von Roll, Jordan, Roll: The World the Slaves Made, zit. auf dem Schutzumschlag von Illiberal Education.

6. zit. in Selfa u. Maass, a.a.O., S.2.

7. s. N. Hentoff, ‘Speech Codes’ on the Campus and Problems of Free Speech, in Debating PC, S.2.

8. s. I. Howe, The Value of Canon, ebenda.

9. s. Edward Said, The Politics of Knowledge, ebenda. Said erschien auch in einem von Christopher Hitchens geleiteten spätabendlichen Talkshow, wo er als Gegner der PK angekündigt wurde und als solche sprach.

10. P. Berman, ebenda, S.5.

11. R. Hughes, Culture of Complaint – The Fraying of America, New York 1993, S.11.

12. Ich vermute, daß solche stilistische Betörung war für die relativ unkritische Besprechung von Hughes’ Buch verantwortlich, die in Socialist Review, Juli/August 1993, erschien.

13. I. Kristol, The Tragedy of Multiculturalism, Wall Street Journal, 21. Juli 1991.

14. s. Selfa u. Maass, a.a.O., S.3.

15. E. Genovese, Heresy Yes – Sensitivity No, New Republic, 15. April 1991, S.30.

16. Faculty Attitudes and Characteristics: Results of a 1989-90 Survey, Chronicle of Higher Education, 8. Mai 1991, A16-A17, zit in Selfa u. Maass, a.a.O., S.9.

17. s. R. Hughes, a.a.O., S.56.

18. Jeffries ist der afrozentrische Autor der Theorie des Eisvolks (die Weißen) und des Sonnenvolks (die Schwarzen). Rothenburg ist Autorin eines Lehrbuchs, Racism and Sexism: An Integrated Study, und Professorin der Philosophie und der Frauenstudien beim William Patterson College von New Jersey. Der Black Faculty Caucus war 1990 in einem Streit über den war in einem Streit über den „Multikulturalismus“ bei der Universität Texas verwickelt.

19. R. Hughes, a.a.O., S.16.

20. Diese ist vielleicht eine genaue Charakterisierung der Kampagne gegen PK als Ganze, die von der Rechten dominiert worden ist, aber offensichtlich paßt es nicht jemanden wie Hughes, der sein Engagement dafür deutlich macht, was er als einen nicht von der PK beeinflußten Multikulturalismus und Antirassismus betrachtet. Das Problem mit Hughes besteht darin, daß er die sehr wirklichen Gewinne der 1960er Jahre als Gegebene nimmt und überhaupt nicht versteht, wie weit sie durch den Kampf gewonnen wurden, einschließlich Methoden die Extrem oder revolutionär waren. Dieses ist ein klassisches liberales Irrtum der Unfähigkeit zu verstehen, daß das kulturelle und intellektuelle Klima nicht bloß von rationaler Argumentation abhängt, sondern auch von wirklichen gesellschaftlichen Kräften, was ihn dazu führt, ein Buch zu schreiben, das, egal was seine Absichten waren, Hilfe und Trost den Reaktionären leistet.

21. Ein Beispiel dieses Ansatzes ist M. Berbe, Public Image Limited: Political Correctness and the Media Big Lie, in Debating PC. Berbe stellt die Herren Bloom, Kimball, und D’Souza in den Schatten, aber im wesentlichen geht sein Artikel nicht weiter als die Verteidigung „junger Mitglieder des Lehrkörpers“ gegen falsche Darstellung in den Medien. Ein anderes ist P. Rothenburg, Critics of Attempts to Democratize the Curriculum are Waging a Campaign to Misrepresent the Work of Responsible Professors, ebenda.

22. s. z.B. K. Asante, Multiculturalism: An Exchange, ebenda.

23. E. Said, ebenda.

24. B. Ehrenreich, The Challenge for the Left, ebenda, S.35.

25. Der Begriff „Klassismus“ ist unter den unglücklichsten Erfindungen der PK mit ihrer Tendenz dazu, das materielle Verhältnis der Klassenausbeutung auf eine bloß ideologische Erscheinung des Klassenvorurteils, d.h. des Snobismus, zu reduzieren (eine Tendenz die von der Bourgeoisie und ihrer Apologeten [Handlanger], einschließlich selbstverständlich John Major, vorgebracht wird). Es ist deswegen ein theoretischer Schritt zurück vom Begriff „Klasse“ als solche und besonders vom Begriff „Klassenkampf“. Man sollte merken, daß, während Sozialisten sich dem Rassismus und dem Sexismus widersetzen, wir den Klassismus im Sinne der Unterstützung des Klassenbewußtseins und des Klassenkampfs unterstützen.

26. D’Souza greift wiederholt die von ihm genannte „Revolution der Opfer in der Hochschule“ an, aber die Wirklichkeit ist keine Revolution, sondern Druck für Reformen.

27. R. Polenberg, One Nation Divisible: Class, Race and Ethnicity in the United States since 1938, New York 1980, S.271.

28. Zwischen 1970 und 1977 „hatte die Anzahl der schwarzen Studenten sich mehr als verdoppelt“. ebenda, S.276.

29. „Im Jahre 1975 meldeten 32 Prozent der schwarzen Abiturienten in hochschulischen Einrichtungen an. Im Jahre 1988 waren es bloß 28,1 Prozent der schwarzen Abiturienten. Während der gleichen Periode stieg der Anteil der weißen Anmeldungen von 32,4 auf 38,1 Prozent.“ L. Selfa u. A. Maass, a.a.O., S.12.

30. D. D’Souza, a.a.O., S.51. Konservative wie D’Souza benutzen asiatische akademische Überleistung, um zu behaupten, daß der Rassismus keine Barriere für diejenigen mit der „richtigen“ Werten und der Widmung der harten Arbeit bildet – beide werden als „asiatische“ Kulturmerkmale angenommen. In der Tat ist die asiatische „Überleistung“ eine Klassenfrage. Anders als andere Rassenminderheiten in den USA (d.h. Schwarze und Latinos) besteht ein großer Teil der asiatischen Bevölkerung aus Mitglieder der Mittelschichten [Kleinbürgern], aufgrund der Tatsache, daß die Einwanderungspolitik der USA Asiaten aus den Mittelschichten [dem Kleinbürgertum] vor Asiaten aus der Arbeiterklasse bevorzugte.

Die 1990er US-amerikanische Volkszählung zeigte, daß vier aus 10 asiatische Familien mehr als $ 50.000 verdienten und daß ein ähnlicher Prozentsatz (39 Prozent) der Asiaten ab 25 Jahre alt vier oder mehr Jahre Hochschulausbildung hatten. Zwei Drittel der asiatischen Wähler stimmten für George Bush in der Wahl 1992.

In der Tat läßt die Universität Kalifornien einen Anteil von Asiaten zu, der viermal so hoch ist als ihren Anteil in den Abiturklassen Kaliforniens – mehr als zweimal größer als der Anteil der Zulassungen von Latinos.; s. A. Hacker, Affirmative Action: The New Look, New York Review of Books, 12. Oktober 1989, S.63-5.

31. s. L. Selfa u. A. Maass, a.a.O., S.10.

32. Der Ausmaß der weißen Vorherrschaft in den amerikanischen Universitäten in der Vergangenheit wird gut von der Tatsache symbolisiert, daß Harvard, die älteste und angesehenste aller Hochschulen, nur zwei schwarze Professoren mit Dauerstellung in über drei Jahrhunderte gehabt hat.

33. L. Selfa u. A. Maass, a.a.O., S.17.

34. N. Hentoff, ‘Speech Codes’ on Campus and Problems of Free Speech, in Debating PC.

35. S. Fish, There’s No Such Thing as Free Speech and It’s a Good Thing Too, in Debating PC, S. 231-2.

 

Anmerkungen des Übersetzers

1*. Diese sind besonders grausame Serienmörder.

2*. Organisation, die sich für die Verteidigung der bürgerlichen Rechte und Freiheiten einsetzt.

3*. Etwa „Gesetz zum Schutz der offiziellen Geheimnisse“.

4*. Wortwörtlich: „Schorfen“; eine traditionelle Bezeichnung für Streikbrecher im englischsprachigen Raum.

 


Zuletzt aktualisiert am 8.8.2001